Einleitung

 

In dieser Arbeit werden die grundlegenden theoretischen Annahmen der betriebswirtschaftlichen Produktions- und Kostentheorie erläutert und die zugehörigen Methoden zur Analyse von produktionstechnischen Prozessen bezüglich ihrer Verwendbarkeit für die Bewertung von Kommunikation diskutiert.

Das Hauptinteresse liegt in der Frage, ob die Bewertung von kommunikativen Prozessen in die betriebliche Bilanzierung integriert werden kann, da dieser Faktor im bisherigen System keine Beachtung findet. Die Faktoren in der Bilanzrechnung entsprechen bestimmten Input-Output – Prozessen, wobei die Produktions- und Kostentheorie die theoretische Grundlage zur Bestimmung dieser Prozesse ist und somit den für die betriebliche Bilanzierung relevanten Partialprozess  beschreibt. Da eine Einbindung der Kommunikationsbewertung in das bestehende System der Bilanzierung nur bei einer vergleichbaren Bewertungsgrundlage möglich ist, müssen die jeweils zugrundeliegenden Wissenschaftliche Theorien (hier also die Produktions- und Kostentheorie und die Kommunikationstheorie) bezüglich ihrer Erkenntnisgegenstände, -mittel und -verfahren untersucht werden.

Es werden folgende für die Fragestellung relevanten Aspekte behandelt: erstens der Erkenntnisgegenstand der Produktions- und Kostentheorie und deren Bedeutung innerhalb der Betriebswirtschaftslehre zweitens die verwendeten wissenschaftlichen Erkenntnisinstrumente, und drittens die produktionstheoretische Analyse des Unternehmens-prozesses bezüglich Prozessformen und -ebenen und der quantitativen Messverfahren. Die Betrachtung orientiert sich an den theoretischen Basisannahmen bezüglich der Art und Weise der Bewertung von Prozessen in der Produktions- und Kostentheorie und stellt die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten in der Beschreibung von Kommunikationsprozessen in der Kommunikationstheorie heraus (hierbei wird nicht auf ein spezielles Kommunikationsmodell Bezug genommen). Aus den gewonnenen Erkenntnissen soll eine differenzierte Beantwortung der Fragestellung hervorgehen.

 

 

1.   Produktions- und Kostentheorie: Erkenntnisgegenstand und Bedeutung

 

 

Die Betriebswirtschaftslehre beschäftigt sich mit wirtschaftlichen Prozessen vor allem innerhalb eines Unternehmens mit dem Ziel, Erkenntnisse über reale Sachverhalte zu gewinnen (daher wird sie auch als Realwissenschaft bezeichnet). Um die verschiedenartigen Prozesse, die in einer Unternehmung stattfinden, beschreiben zu können, existieren mehrere Partialtheorien: jede davon  beschreibt einen Teilprozess des gesamten Unternehmensprozesses und ist in sich eigenständig und abgeschlossen; allerdings bestehen sowohl im Gesamtbetrachtungsgegenstand selber als auch zwischen den Theorien enge Interdependenzen. Die Produktions- und Kostentheorie beschreibt hierbei den Partialprozess der Gütertransformation, also die Prozesse, in denen die Einsatzgüter durch Bearbeitungsschritte in Ausbringungsgüter umgewandelt werden. Dabei werden durch die Produktionstheorie die Zusammenhänge und Abhängigkeiten der Gütermengen beschrieben (mengenmäßige Betrachtung); mittels der Kostentheorie werden die Ergebnisse der produktionstheoretischen Analyse mit entsprechenden Preisen bewertet (wertmäßige Betrachtung). 

Die Produktionstheorie betrachtet die quantitativen, strukturellen und zeitlichen Beziehungen der im Transformationsprozess relevanten Gütermengen. Ziel dabei ist die Auffindung von Regelmäßigkeiten in diesen quantitativen Input-Output – Beziehungen und deren Determinierung durch spezifische Tatbestände. Diese werden in einem theoretischen Aussagesystem für Erklärungen bzw. Prognosen über die Mengenverhältnisse von Potential und tatsächlicher Leistung von Einsatzgütern systematisiert und in Form von mathematischen Formeln dargestellt. Hierbei ist zu beachten, dass allgemein in Mengen-betrachtungen nur quantifizierbare Größen berücksichtigt werden können (insbesondere bei mathematischen Formulierungen): dies gilt auch für produktions-theoretische Aussagesysteme. Die Bestimmung der relevanten Faktoren ist abhängig vom generellen Betrachtungs-ansatz, mit dem die Analyse einer Unternehmung durchgeführt wird (in der Entwicklung der Betriebswirtschaftslehre entstanden mehrere

 

Ansätze, die heute teilweise überholt sind oder aber konkurrierend nebeneinander stehen). Die entstehenden Formeln werden als Produktionsfunktionen bezeichnet, mit den relevanten Faktoren als Parametern. Diese Parameter werden bei der kosten-theoretischen Analyse mit ihren entsprechenden Preisen belegt und somit zu berechen- und vergleichbaren Größen. Gegenstand der Kostentheorie ist es danach, die Abhängigkeit der Kostenentwicklung für alternative Ausprägung einzelner Kostenfaktoren (entsprechen den Parametern aus der produktionstheoretischen Analyse) zu prognostizieren.

Anzumerken ist, dass diese Betrachtungen in der Betriebs-wirtschaftslehre nur auf den Fertigungsprozess angewandt werden, da die theoretischen Grundlagen nicht allgemeingültig genug sind, um als Gesamttheorie des Unternehmensprozesses zu fungieren. So können die Ergebnisse der Betrachtungen nur als einschränkende Nebenbedingungen in Dispositionsfragen genutzt werden.

 

 

 

2.  Wissenschaftliche Erkenntnisinstrumente

 

Der Vergleich der wissenschaftlichen Zielsetzungen der betriebs-wirtschaftlichen Produktions- und Kostentheorie und der Kommunikationstheorie lässt sich gut an der Betrachtung der verwendeten Instrumente vollziehen. Dabei dienen erstens in beiden Theorien Modelle als wichtigstes Erkenntnismittel: um die hier auftretenden Unterschiede zu verdeutlichen, werden nach einer allgemeinen Definition von Modellen und deren Anwendungsgebieten die Strukturmerkmale der in der Betriebswirtschaftslehre verwandten Modelle vorgestellt und ihre Spezifikationen in der Produktions- und Kostentheorie mit denen zur Beschreibung von Kommunikation verwendeten verglichen.

 

Das zweite zu beachtende Instrumentarium ist die Strukturierung der wissenschaftlichen Aussagesysteme: da diese in der Produktions- und Kostentheorie identische Mindestanforderungen (logische

 

Widerspruchs-freiheit, Allgemeingültigkeit, Falsifizierbarkeit (nicht Verifizierbarkeit)) und gleiche Klassifikationen (bezüglich des Abstraktionslevels und der Struktur des Hypothesengeflechtes) aufweisen wie in der Kommunikationstheorie, wird dieser Aspekt hier nicht weiter verfolgt.

 

 

2.1  Klassifikation wissenschaftlicher Modelle

 

Generell lässt sich ein Modell als eine ´isomorphe ([oder zumindest] homomorphe) Abbildung eines Teilzusammenhangs aus einem (realen) Betrachtungsgegenstand´1 definieren. Das heißt, ein Modell beschreibt die charakteristischen Tatbestände und Zusammenhänge eines Teilausschnitts der Realität vollständig und strukturgleich bzw. strukturähnlich. Die so entstehende vereinfachte Abbildung zeigt die jeweils relevanten Eigenschaften und Relationen des Betrachtungsgegenstandes auf: die Aussagekraft und der Gültigkeitsbereich der Modellierung sind abhängig vom gewählten Realitätsausschnitt und dessen Differenzierungsgrad.

Aufgrund dieser weitläufigen Definition ergeben sich je nach Ausgestaltung verschiedene Einsatzgebiete von Modellen: einerseits können sie zur Erfassung von Sachverhalten dienen und diese klar strukturiert darstellen, andererseits können sie als Darstellungsform für gewonnene Erkenntnisse verwendetet werden, so dass theoretische Annahmen auf ihre Validität geprüft und in praxisnahe Anwendungsmuster überführt werden können. Dieses breitgefächerte Potential führt zu der intensiven Nutzung von Modellen in vielen Wissenschaften, wo sie zu heuristischen und analytischen Zwecken, aber vor allem zur Systematisierung von Realexperimenten genutzt werden.

  

Die in der Betriebswirtschaftslehre verwendeten Modelle werden nach Strukturmerkmalen gegliedert, um eine begriffliche Vergleichsbasis zu schaffen. Diese Gliederung ergibt ein baumartig verzweigtes Klassifikationsschema, in dem die einzelnen Merkmalsausprägungen ie Verzweigungen repräsentieren.

Das erste Strukturmerkmal Geltungsanspruch unterscheidet zwischen Modellen von faktisch-existenten Tatbeständen (Realmodelle) und Modellen zur Darstellung von rein theoretischen Annahmen (Idealmodelle). Als zweites Strukturmerkmal wird das Wissenschaftsziel der Modellierung differenziert: je nach benötigtem Aussageanspruch muss das Modell anders strukturiert werden. Hierbei werden folgende vier Wissenschaftsziele unterschieden (diese sind nicht vergleichbar und haben jeweils einen höherem Aussageanspruch): erstens die Deskription, in der quantitative Beschreibungsmodelle verwendet werden. Zweitens die Explikation und drittens die Prognose, aufgrund ihrer Strukturgleichheit als Theorien zusammengefasst,  bei denen konkrete Tatbestände aus allgemeingültigen Gesetzmäßigkeiten erklärt werden. Beim vierten Wissenschaftsziel, Disposition,  sollen Entscheidungshilfen durch alternative Handlungsmöglichkeiten mit der Festlegung von Zielen mittels technologischer Modellsysteme gegeben werden. Das dritte Strukturmerkmal ist die  Begriffspräzisierung: hier wird zwischen klassifikatorischen (Einteilung nach Eigenschaften), komparativen (Beziehungen zwischen Tatbeständen) und quantitativen (zahlenmäßige Unterscheidung) Begriffen unterschieden. Das vierte Strukturmerkmal klassifiziert Modelle nach dem Sicherheitsgrad, also der möglichen Angabegenauigkeit der aufgeführten Elemente: deterministische Modelle bestehen aus exakt benennbaren Elementen, nicht-deterministische dagegen nur aus stochastisch benennbaren Größen. Die tiefste Strukturierungsstufe unterscheidet Modelle nach ihrem zeitlichen Bezug: statische Modelle sind für einen bestimmten Zeitraum gültig, dynamische Modelle enthalten Verknüpfungen zwischen Zeiträumen.

 

 

2.2   Vergleich der Modellsysteme

 

In der Produktionstheorie werden nur bestimmte Klassen von Modellen verwendet: da die realen Tatbestände der Verhältnisse der Gütermengen betrachtet werden, wird mit Realmodellen gearbeitet. Die genaue Mengenangaben der zu beachtenden Gütermengen wird durch die der Produktionstheorie zugrunde liegenden Funktionsbereiche der Unternehmung wie Materialbeschaffung, Lagerhaltung, etc. ermittelt: Die Produktionstheorie und auch die Kostentheorie sollen als Erklärungsgrundlage dienen und verfolgen somit das Wissenschaftsziel der Theorie (Explikation und Prognose). Da Mengen betrachtet und verglichen werden sollen, können in der Produktionstheorie nur quantifizierbare Parameter berücksichtigt werden, so dass ausschließlich Modelle mit quantitativer Begriffspräzision verwendet werden können. Produktionstheoretische Modelle können sowohl exakt benennbare als auch nur schätzbare Werte beinhalten (z.B. Preise); außerdem können sie sowohl statisch als auch dynamisch im Bezug auf ihren zeitlichen Bezug sein. Also schränken die letzten beiden Strukturmerkmale (Sicherheitsgrad und zeitlicher Bezug) die verwendbaren Modellklassen nicht weiter ein.

Bei der Übertragung der Modellklassifikation nach den Strukturmerkmalen auf die Bewertung von Kommunikation sind folgende Beobachtungen zu machen: erstens handelt es sich bei jeder Beschreibung von kommunikativen Prozessen um theoretische Annahmen, die nur rein logisch nachprüfbar sind: somit sind die verwendeten Modelle Idealmodelle. Auch hier wird das Wissenschaftsziel der Theoriebildung verfolgt, denn kommunikations-theoretische Modelle sollen die ablaufenden Prozesse erklären. Bezüglich des Strukturmerkmals der Begriffspräzisierung können hier nur klassifikatorische Unterscheidungen getroffen werden, da weder eine Operationalisierung für die Komparativität  noch für die Quantifizierung von Kommunikation existiert. Im Bereich der Wertesicherheit sind in Kommunikationsmodellen nur unsichere Größen, also nicht-deterministische Modelle verfügbar; im Hinblick auf den zeitlichen Bezug sind die Modelle als dynamisch zu betrachten.

 

Im Vergleich der verwendeten Modellklassen werden wesentliche Unterschiede in den Basisannahmen zwischen Produktions- und Kostentheorie und der Beschreibung von Kommunikationsprozessen deutlich: die wichtigsten Unterschiede finden sich bei den Strukturmerkmalen Geltungsanspruch und Begriffspräzision. Es liegt also betrachtungstechnische Unterschiede zwischen den beiden Theorieansätzen vor. Diese lassen sich darauf zurückführen, dass bei den anerkannten Beschreibungsmodellen von Kommunikation noch die qualitative Erfassung des Betrachtungsgegenstandes im Vordergrund steht und nicht die quantitative Messung. Dabei ist eine quantifizierende Betrachtung ist notwendig, um reale Tatbestände zu messen und in Realmodelle zu überführen.

Wenn also eine Quantifizierung von kommunikativen Vorgängen möglich ist,  so können auch gleichartige Modelle für die Beschreibung genutzt werden.

 

 

3. Produktionstheoretische Analyse des Unternehmensprozesses

 

Die Analyse des Unternehmensprozesses in der Produktions- und Kostentheorie wird vorgenommen, um eine allgemein anerkannte begriffliche Differenzierung des Betrachtungsgegenstandes zu erreichen. Somit werden allgemein gültige und verwendbare Definitionen generiert, um das Verständnis von produktionstheoretischen Aussagesystemen zu gewährleisten. Für eine Anwendung des produktionstheoretischen Instrumentariums bei der Bewertung von kommunikativen Prozessen im Hinblick auf die angestrebte Integration  ist auch im Bereich der Kommunikation eine derartige Differenzierung des Betrachtungsgegenstandes nötig. Die bekanntesten Aspekte der produktionstheoretischen Differenzierung des Gesamtunternehmens-prozesses bezüglich sind die Prozessformen, die Prozessebenen und die Klassifizierung der Güter nach ihrer Quantifizierbarkeit: sie sollen hier vorgestellt und mögliche Äquivalente im Bereich der Kommunikation, vor allem im Bereich der in Unternehmungen ablaufenden kommunikativen Prozesse, aufgezeigt werden.

 

3.1   Analyse  nach Prozessformen

Der Aspekt der Prozessformen wird noch weiter unterteilt in die Analyse nach dem Produktionsprogramm und in die Analyse nach Produktions-verfahren: die Begründung hierfür ist darin zu suchen, dass die jeweiligen Analysen in unterschiedlicher Art und Weise den Realgüterprozess determinieren.

 

Bei der Analyse nach dem Produktionsprogramm werden Realgüterprozesse nach einem baumartig verzweigtes Klassifikationsschema differenziert, ähnlich dem Schema der Modellklassifizierung. Die entstehenden Klassen beschreiben die im Transformationsprozess hergestellten Leistungen: das heißt, dass für Realgüterprozesse derselben Klasse eine gleiche oder ähnliche Kombination der Produktionsfaktoren für die optimale Prozessgestaltung anwendbar ist. Das erste Strukturmerkmal für diese Analyse ist die Art der Produkte, die zwischen materiellen (hier: Sachgüter) und immateriellen (hier: Dienstleistungen) unterscheidet. Wichtig ist hierbei, dass in der weiteren produktionstheoretischen Differenzierung nur die materiellen Produkte berücksichtigt werden: dies ist in der schwierigen Quantifizierbarkeit von immateriellen Gütern begründet. Das nächste Merkmal beschreibt die Breite der Produktpalette eines Unternehmens zwischen Einproduktfertigung und Mehrproduktfertigung, das folgende Merkmal klassifiziert den Prozess bezüglich dem Übereinstimmungsgrad der erzeugten Produkte (also der möglichen Synergienutzung für die Produktion mehrerer Produkte). Als letztes Differenzierungsmerkmal wird die Zusammensetzung der Produkte bezüglich der Anzahl ihrer Bestandteile untersucht.

Um eine gleichartige Begriffsdifferenzierung in Bereich der Kommunikation zu erreichen, ist es nicht möglich, das beschriebene Schema zur Klassifizierung des Produktionsprogramms zu verwenden, da die Untersuchungsobjekte grundlegend unterschiedliche Charakteristika aufweisen. Allerdings ist in diesem Zusammenhang nicht die exakte Einbindung der Kommunikationsanalyse in die produktionstheoretische Unternehmensprozessanalyse nötig, sondern

 

nur eine Differenzierung, die den gleichen Zweck innerhalb des theoretischen Konstruktes aufweist. Somit wird eine Klassifikation von in der Unternehmenskommunikation existenten kommunikativen Prozessen bezüglich ihrer strukturellen Ähnlichkeit benötigt: ein möglicher Ansatz könnte die Differenzierung nach Inhalten der Kommunikation sein; beispielsweise nach den Funktionen von Kommunikation nach Bühler: Appell, Inhalt / Wissen, Selbstdarstellung und Beziehung. Es sind aber auch andere Operationalisierungen denkbar, etwa über den Perfektionsgrad eines kommunikativen Aktes oder über eine Betrachtung der Kommunikation als Wissensprozess. Wesentlich bei dieser begrifflichen Differenzierung ist eine erschöpfende Klassifizierung der existenten Kommunikationsprozesse innerhalb einer Unternehmung, da hiermit die Grundlage der weiterführenden Analyse geschaffen wird.

 

Durch die Analyse des Unternehmensprozesses nach den Produktionsverfahren werden die Realgüterprozesse nach ihren technischen Verfahren unterschieden: es entsteht hierbei kein Klassenschema, sondern Verknüpfung von Determinanten bezüglich der Organisationsstruktur des Produktionsprozesses. Man unterscheidet hier nach der Anzahl der Produktionsstufen, der Vergenz des Verfahrens (bezüglich des Qualitätsverhältnisses zwischen Input- und Outputgütern), der verwandten Produktionstechnik, der Kontinuität des Produktionsprozesses und dessen Mechanisierungsgrad.

Auch hier ist aufgrund der unterschiedlichen Charakteristika der Betrachtungsgegenstände eine direkte Übertragung des produktions-theoretischen Analyseschemas auf den Bereich der Kommunikation nicht möglich; es muss daher wieder eine zweckidentische Differenzierung gefunden werden. Dabei bietet sich die folgende Struktur der Determinantenbildung für die Unternehmenskommunikation an: die erste Stufe unterscheidet zwischen unternehmensinterner und unternehmens-externer Kommunikation, die zweite Stufe zwischen formaler und informeller

 

 

Kommunikation und die dritte zwischen persönlicher und technisch vermittelter Kommunikation.

Die Ausprägungen in den Stufen determinieren jeweils eine gegensätzliche Verwirklichung des kommunikativen Aktes, also jeweils ein anderes ´Kommunikationsverfahren´. So unterliegt die unternehmensinterne Kommunikation im Gegensatz zur unternehmensexternen den organisationellen Weisungsbefugnissen. Die formale Kommunikation zeichnet sich durch Randschärfe aus, die informelle durch die Kernprägnanz. Die persönliche Kommunikation weist völlig eine andere Struktur der Kommunikationssituation als die technisch vermittelte auf. Bei der Analyse von Kommunikationsprozessen ergeben sich so verknüpfte Beschreibungsdeterminanten, so dass die Strukturgleichheit mit der produktionstheoretischen Analyse nach den Produktionsverfahren gewährleistet ist.

 

 

3.2   Analyse nach Prozessebenen

 

Der Aspekt der Prozessebenen in der produktionstheoretischen Differenzierung des Unternehmensprozesses besteht ebenfalls aus zwei Unteraspekten: einerseits werden Betrachtungsebenen des Gesamtunternehmensprozesses klassifiziert, andererseits werden Vorgaben über die Gliederungstiefe gemacht.

 

Die Klassifizierung der Betrachtungsebenen lehnt sich an die Differenzierung der Funktionsbereiche in der betriebswirtschaftlichen Organisationslehre an. Es existieren die folgenden, allgemein anerkannten Möglichkeiten zur Beschreibung der Partialprozesse im Unternehmen: Die wichtigsten sind die funktionale Differenzierung, die Funktionsbereiche nach den geleisteten Verrichtungen als Partialprozesse gliedert, und die divisionale Differenzierung, in welcher der Gesamtprozess nach den bearbeiteten Objekten unterteilt wird. Weiterhin bestehen Differenzierungen nach dem Rang der Verrichtungen, der Phase im Unternehmensprozess und dem Zweck der

 

Verrichtungen. Diese Unterteilungen können auf jeder Ebene des Gesamtunternehmensprozesses vorgenommen werden und somit eine sehr detaillierte Analyse liefern.

Diese Ansätze zur Differenzierung der Betrachtungsebenen können in die Analyse von Unternehmenskommunikation übernommen werden, da die hierbei entstehende Organisationsstruktur die Weisungsbefugnisse impliziert und somit die unternehmensinternen Kommunikationswege definiert. Zudem finden sich in der betrieblichen Organisationslehre weitere Theorien, die sich mit der Problematik der unternehmensinternen Kommunikation beschäftigen (z.B. zur Effektivitätssteigerung von Hierarchiestrukturen oder Mitarbeiter-integration / -motivation). Auch diese lassen sich – zumindest von ihrer wissenschaftlichen Struktur her – für die kommunikationstheoretische Beschreibung von Unternehmenskommunikation verwenden.

 

Die Vorgaben zur Gliederungstiefe produktionstheoretischer Analysen dienen der Sicherung der Strukturähnlichkeit und somit der Vergleichbarkeit produktionstheoretischer Analysen verschiedener der Realgüterprozesse in verschiedenen Unternehmen. Die wesentlichen Aspekte sind einerseits die Deklaration von Elementarprozessen (definiert als die Partialprozesse mit dem geringsten Umfang im Realgüterprozess) und andererseits das Postulat, dass die Differenzierung des Produktionsprozesses nur bis zu dem Punkt betrieben werden soll, an dem eindeutig die Abhängigkeiten und Zuweisungen zwischen Input- und Outputgütern erkennbar sind.

Auch diesen Forderungen innerhalb der Produktions- und Kostentheorie können Äquivalente aus der Beschreibung von Kommunikation zugeordnet werden: ein abgeschlossener kommunikativer Akt kann als Elementarprozess angesehen werden; das Postulat kann auch in der Kommunikationsanalyse Berücksichtigung finden.

 

 

3.3   Güterklassifikation nach der Quantifizierbarkeit

 

Da die Produktions- und Kostentheorie, wie oben erläutert, nur quantitative Realgütermengen abbildet, ist die Quantifizierbarkeit von Gütern die wichtigste Voraussetzung, um über sie produktionstheoretische Aussagesysteme zu generieren. Die Quantifizierbarkeit eines Gutes wird über folgende Bedingungen definiert: es muss ein Einheitselement definierbar und eine Wertgrößenzuweisung möglich sein, mit der sich Mengen des Gutes vergleichen und verknüpfen lassen. Diese Bedingungen treffen allerdings nur auf materielle Güter zu; um die Anwendbarkeit der Produktions- und Kostentheorie auszuweiten, werden bei der Analyse der Güterklassen verschiedene Hilfskonstruktionen zur Quantifizierbarkeit immaterieller Güter verwandt. Diese Klassifikation gilt sowohl für Input- wie auch für Outputgütern und soll hier vorgestellt werden.

Die erste Klasse wird als Stoffe bezeichnet, ist gleichzusetzen mit den materiellen Gütern und somit problemlos quantifizierbar. Die zweite Klasse sind die  materielle Potentialgüter : hierunter fallen die in den Produktionsprozess eingehenden Werk- und Betriebstoffe. Diese sind nur über die Kombination von Einsatzmenge und Nutzungsintensität quantifizierbar. In der Klasse Dienstleistungen, unter denen man kombinierte Güter mit immateriellem Anteil (die Serviceleistung) und materiellem Teil (dem zugehörigen Gut, auch externer Faktor) versteht, ist die Quantifizierbarkeit nicht allgemein definierbar: es existieren zu viele verschiedenartige Ausprägungen innerhalb der Klasse. Auch menschliche Arbeitsleistung bildet eine eigene Güterklasse: hier wird zwischen körperlicher Arbeit, deren Teilverrichtungen additiv quantifiziert werden können, und geistiger Arbeit unterschieden; geistige Arbeit ist nicht quantifizierbar. Die letzte Güterklasse sind Informationen: diese werden in der produktionstheoretischen Analyse in Syntax, Semantik und Pragmatik unterteilt, wobei eine quantitative Messung nur im Bereich der Syntax mit Hilfe der Bitdarstellung erfolgen kann.

 

 

Die Konstruktion für die Güterklasse der Information könnte als Grundlage für die Quantifizierung von kommunikativen Vorgängen genutzt werden: denn auch hier unterteilt sich das Untersuchungsobjekt in Syntax, Semantik und Pragmatik. Die syntaktische Quantifizierung läuft ebenfalls über die Betrachtung der Zeichendarstellung, genauer über die Anzahl der zur Darstellung benötigen Bits. Einen Grundstock für die Bewertung der semantischen Ebene bieten Beschreibungskriterien kommunikativer Akte bezüglich des Inhalts (Denotat, Konnotation und Assoziation), falls hier mittels einer Modifikation der Definitionen eine valide Wertgrößenzuweisung erzielt werden kann. Die Pragmatik kann eventuell über die Beobachtung der aus einer Kommunikationssituation hervorgehenden Handlungen mengenmäßig erfasst werden; denkbar wäre auch eine Operationalisierung der Quantifizierung über den Wissenszuwachs der Kommunikationspartner. Der aus der Linguistik stammende Zusammenhang zwischen der Schachtelung der Syntax und den anderen beiden Ebenen wäre eine weitere Möglichkeit, diesen Quantifizierungsansatz umzusetzen. Allerdings bleibt zu prüfen, ob die Quantifizierung von Kommunikation über diesen Ansatz zu validen Wertbemessungen führen kann, da hier versucht wird, bewährte Konzepte zur qualitativen Bewertung kommunikativer Akte in quantitative Meßmethoden umzuwandeln. 

 

 

Fazit

 

Die Gestaltung einer vergleichbaren Bewertungsgrundlage weist nach den Ausführungen folgende Problemstellungen auf: erstens liegt keine vergleichbare Beschreibungsmethodik vor, da verschiedene Modellarten verwendet werden (siehe 2.2). Zweitens muss eine  Klassifikation der Begrifflichkeiten ähnlich der Unternehmensprozessanalyse nach dem Produktionsprogramm in der Kommunikationstheorie erfolgen, auf der alle weiteren Analyseschritte basieren können: das vorgestellte Drei-Stufen-Prinzip ist nur ein möglicher Lösungsansatz zur Beschreibung der Prozessdeterminanten (siehe 3.1). Das dritte Problem ist jenes der

 

Quantifizierbarkeit: es ergibt sich die Fragestellung, ob eine Modifikation der momentan existierenden Modellvorstellungen zur Beschreibung von Kommunikation hin zu einer quantifizierbaren Bewertung von Kommunikation möglich ist. Ist dies möglich, so kann die nötige vergleichbare Bewertungsgrundlage für die Integration der Bewertung von Kommunikation in das bestehende betriebliche Bilanzierungssystem erstellt werden, da sich auch die beiden ersten aufgeführten Problemstellungen durch eine Quantifizierung von kommunikativen Prozessen sukzessiv lösen ließen. Erstens ermöglichen Kommunikationsmodelle, die auf quantifizierende Betrachtung ausgerichtet sind, Verwendung gleichartiger Modelle und zweitens ist die Begriffsklassifikation notwendiger Weise Bestandteil der Findung quantitativer Beschreibungsmethoden von Kommunikation. Dabei ist der vorgestellte Ansatz für diese Quantifizierung mittels der Überführung der qualitativen Beschreibungsmethoden der Syntax, der Semantik und der Pragmatik nur ein denkbarer und bedarf ausführlicher Prüfung (siehe 3.3).

Allerdings ist noch auf einige entscheidende Unterschiede in der Konzeption der wissenschaftlichen Analyse zwischen den beiden Theorien hinzuweisen: erstens möchte die Produktions- und Kostentheorie allgemeine Regeln über die Verhältnisse der Gütermengen im betrieblichen Transformationsprozess beschreiben, um eine Bewertungs- und Vergleichsgrundlage für die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens zu erhalten. Diese Erkenntnisse dienen dann nur als Hilfsgrößen in den wichtigen unternehmerischen Dispositionsprozessen. Dagegen ist es das Ziel der kommunikations-theoretischen Erklärungsmodelle, den Prozess von Kommunikation an sich darzustellen und somit einen möglichen, logisch nachvollziehbaren Verständnisansatz eben dafür zu liefern. Hierbei interessieren in erster Linie die Validität und die daraus hervorgehende Charakterisierung des Prozesses: es wurde bei den bisher entwickelten Modellen kein Wert auf die Quantifizierbarkeit gelegt. Zweitens handelt es sich bei betriebswirtschaftlichen Modellen generell um reduktionistische Systeme, wohingegen in der Kommunikationstheorie eine holistischen Natur des Betrachtungsgegenstandes impliziert wird.

 

Sollte aufgrund dieser grundlegenden Differenzen eine Integration der Bewertung von Kommunikation in das bestehende Bilanzierungssystem nicht möglich sein, besteht die Möglichkeit einer Modifikation der Produktions- und Kostentheorie hinsichtlich der Berücksichtigung der strukturellen Spezifikationen von Kommunikation. Als Beispiel für eine solche Modifikation kann die Berücksichtigung des Umweltschutzes in der Produktions- und Kostentheorie angeführt werden: da die Fragen des Umweltschutzes aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungen stärkere Berücksichtigung innerhalb von wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen und somit auch in betriebswirtschaftlichen Theorien fanden, wurden in die Produktionstheorie durch die neuen Begrifflichkeiten und Strukturen ergänzt. Eine solche Erweiterung ist auch möglich, um kommunikative Vorgänge zu berücksichtigen.

 

1     aus: Schweitzer / Küpper: Produktions- und Kostentheorie, S.2  

 

 

Literaturangaben:

 

      Schweitzer / Küpper: Produktions- und Kostentheorie, 2. Auflage, Wiesbaden 1997

      Fandel: Produktion I – Produktions- und Kostentheorie, 4. Auflage, Berlin 1994

      Wöhe: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 19. Auflage, München 1996

      Bühner: Betriebswirtschaftliche Organisationslehre, 6. Auflage, München 1992

      Noelle-Neumann: Lexikon zur Publizistik und Massenkommunikation, 1996