Kosteneinflußgrößen - Ausführungen

 

Definition: In der BWL sind Kosteneinflußgrößen die Größen, welche für die Höhe der Kosten von Unternehmungen bestimmend sind.

 

Formuliert man beispielsweise einen Wenn-Dann-Satz, so stehen die Kosteneinflußgrößen im Wenn-Satz, während im Dann-Satz eine bestimmte Höhe der Kosten angegeben wird.

 

Die Kosteneinflußgrößen lassen sich nach verschiedenen Merkmalen gliedern. Im Hinblick auf Kostenhypothesen (Wenn-Dann-Sätze) für Entscheidungen im Betrieb gibt es eine Einteilung in beeinflußbare und nicht beeinflußbare Kosteneinflußgrößen. Die Ausprägung der beeinflußbaren Kosteneinflußgrößen wird durch Entscheidungen der jeweiligen Unternehmungen festgelegt (z.B. das Produktionsprogramm, die Maschinenbelegung und in der Regel auch die Intensität der Maschinen). Wenn einzelne Bestimmungsgrößen der Kosten von der Unternehmung nicht festgelegt werden können, dann stellen sie nicht beeinflußbare Kosteneinflußgrößen dar (z.B. technische Eigenschaften von Maschinen, psychologische oder soziologische Größen sowie Tatbestände, über die außerhalb der Unternehmung von anderen Institutionen entschieden wird).

 

Im Rahmen der Kostentheorie wird vielfach versucht, die wichtigsten Kosteneinflußgrößen von Unternehmungen herauszuarbeiten. Die Zahl der genannte Kosteneinflußgrößen steht dabei in engem Zusammenhang mit dem Präzisionsgrad der Aussagen. Je präziser die kostentheoretischen Aussagen sein sollen, desto mehr Kosteneinflußgrößen müssen berücksichtigt werden. Darüber hinaus wird versucht, die Kosteneinflußgrößen zweckgerecht zu systematisieren, was auch nicht immer so einfach ist.

 

Je nach betriebswirtschaftlichem Zeitalter und Wissenschaftler werden verschiedene Systeme von Kosteneinflußgrößen beschrieben. Das wären:

1.        Traditionelle Kosteneinflußgrößensysteme

2.        Kosteneinflußgrößensystem von Erich Kosiol

3.        Kosteneinflußgrößensystem von Erich Gutenberg

4.        Kosteneinflußgrößensystem von Edmund Heinen

 

 

Traditionelle Kosteneinflußgrößensysteme

 

-           Die traditionellen Kosteneinflußgrößensysteme sind nicht produktionstheoretisch begründet

-           Hier werden mögliche Kosteneinflußgrößen und deren mögliche Wirkungen auf Kosten untersucht

-           Als wichtigste Kosteneinflußgröße wird meist die Beschäftigung bzw. der Beschäftigungsgrad der Unternehmung angeführt. (Def.: Beschäftigung = tatsächlich realisierte Leistung der U‘ während einer Produktionsperiode; Kapazität: technisch maximale mögliche Leistung; Beschäftigungsgrad: Verhältnis zwischen tatsächlicher Leistung und Kapazität)
Meßgrößen Beispiel: die Arbeitsstunden aller Beschäftigten, die Fertigungsstunden, der Energieverbrauch etc.

-           Neben dem Beschäftigungsgrad werden in der traditionellen Kostentheorie noch folgende Kosteneinflußgrößen genannt:

-           Maschinengröße

-           Maschinenspezialisierung

-           Betriebsgröße

-           Auflagenzahl

-           Artikelzahl

-           Es werden hier keine Hypothesen über die Interdependenzen zwischen verschiedenen Kosteneinflußgrößen formuliert

-           In den traditionellen Kosteneinflußgrößensystemen wird einerseits davon ausgegangen, daß sich die genannten Größen nebeneinander auf die Kosten einwirken, andererseits werden auch enge Beziehungen zwischen diesen verschiedenen Kosteneinflußgrößen gezeigt. Es fehlt also eine systematische Analyse des Zusammenhangs zwischen den Kosteneinflußgrößen.

 

Kosteneinflußgrößensystem von Erich Kosiol

 

-           Die Kosteneinflußgrößen sind produktionstechnisch begründet, und auch die Preise bzw. „die Kostenwerte“ nehmen hier Einfluß

-           An Veränderungen der Ausbringungsmenge (Variationsform) eines einzelnen Produktes bei gegebenem Leistungsprogramm (einer U‘, einer Kostenstelle etc.) unterscheidet Kosiol folgende reine (idealtypische) Variationsformen:
1) Unmittelbare Variation der Ausbringungsmenge
   a) temporale Variation (Veränderung der Einsatzzeit/ Nutzungsdauer)
   b) intensive Variation (Veränderung der Einsatzgeschwindigkeit)
   c) dimensionale Variation (Veränderung der Einsatzdimension)
2) Mittelbare Variation der Ausbringungsmenge
   a) kombinative Variation (Veränderung der Einsatzverfahren)
   b) qualitative Variation (Veränderung der Einsatzqualität)

-           Jede Variationsform stellt eine Kosteneinflußgröße dar.

-           Neben den Variationsformen der Produktmenge existieren noch mehrere andere Einflußgrößen auf Kosten, aber die bedürfen einer fundierten empirischen Untersuchung

 

Kosteneinflußgrößensystem von Erich Gutenberg

 

Das System von Erich Gutenberg setzt sich aus fünf Hauptkosteneinflußgrößen zusammen:

1.        Die Beschäftigung und deren Schwankungen

2.        Die Qualität der Einsatzgüter und deren Änderungen

3.        Die Preise der Einsatzgüter

4.        Die Betriebsgröße und deren Änderungen

5.        Das Fertigungsprogramm und seine Änderungen

 

-           Gutenberg geht bei seiner Analyse des Einflusses dieser Größen auf die Kosten davon aus, daß jeweils nur eine Einflußgröße verändert wird.

-           Änderungen der Kosteneinflußgrößen Beschäftigung, Betriebsgröße und Fertigungsprogramm lösen stets Änderung in den Faktorqualitäten und/ oder den Faktorproportionen aus (Faktorproportionen= Verhältnis des Mengeneinsatzes der verschiedenen Einsatzgüter)

-           Als große Kostendeterminanten hebt Gutenberg die Änderungen in den Faktorqualitäten, den Faktorproportionen und den Faktorpreisen heraus. Auf diese Größen können nach seiner Ansicht alle Kostenänderungen grundsätzlich zurückgeführt werden.

 

Zu Beschäftigung und deren Schwankungen:

Änderungen in dem Verhältnis der Gütereinsatzmengen (Faktorproportionen) werden nach Gutenberg in der Regel durch eine Änderung der Beschäftigung hervorgerufen. Gutenberg untersucht dabei zwei verschiedene Problemkreise:

a)       die Ursachen für die von Beschäftgungsschwankungen unabhängigen Kosten (Gründe: Kapazität der gesamten U‘ ist nicht der tatsächlichen Beschäftigung angepaßt = Ursachen für das Entstehen nicht genutzter Kapazitäten, d.h. Ursachen von Leerkosten)

b)       die Auswirkungen von Beschäftigungsschwankungen auf die von der Beschäftigung abhängigen Kosten (um Beschäftigungsschwankungen anzupassen: intensitätsmäßige, zeitliche und quantitative Anpassung)

 

Zu Qualität der Einsatzgüter und deren Änderungen:

= technisch-organisatorischen Bedingungen der Produktion

Die Qualität der eingesetzten Arbeitsleistungen, Betriebsmittel und Werkstoffe unterliegt in der Regel laufenden Schwankungen

 

Zu Preise der Einsatzgüter:

Die Preise der Einsatzgüter haben direkte (=Bewertung der Einsatzgütermengen mit Preisen)  und indirekte Wirkungen (=Preisänderungen können zu Änderungen in der qualitativen Zusammensetzung der zur Produktion verwendeten Faktoren führen) auf die Kostenhöhe.

 

Zu Betriebsgröße und deren Änderungen:

Betriebsgröße = technische Kapazität der Unternehmnung. Sie wird durch den Bestand an Potentialgütern und deren Leistungsfähigkeit bestimmt

Gutenberg unterscheidet zwei Arten von Betriebsgrößenänderungen:

1)       multiple Betriebsgrößenänderung (wenn die zusätzlichen Güter dieselben Eigenschaften wie die bisherigen besitzen und die eingesetzten Verfahren und Produktionssbedingungen der U‘ konstant bleiben)

2)       mutative Betriebsgrößenänderung (wenn andersartige Güter neu eingesetzt werden und die Struktur der Produktionsfunktion verändert wird; liegen dann vor, wenn eine Erweiterung oder Verminderung der Betriebsgröße den Übergang auf andere technisch-organisatorische Verfahren der Leistungserstellung- und verwertung bedeutet)

 

Zu Fertigungsprogramm und seine Änderungen:

= die in einer Periode erstellten Erzeugnisarten und Erzeugnismengen

Kostenmäßige Wirkungen durch eine Spezialisierung im Sinne eines Aufgebens ganzer Produktionssparten; Kostensenkung durch eine Normung der für die verschiedenen Produktarten erforderlichen Teile und eine hiermit verbundene Verminderung der Typenzahl.

 

Formen der Veränderung: Verminderung der Programme, Auswechseln von Erzeugnisarten und die Vermehrung der Erzeugnisarten

 

Kosteneinflußgrößensystem von Edmund Heinen

 

Für Heinen sind Kosteneinflußgrößen Entscheidungstatbestände der Unternehmung. Beschäftigung und Betriebsgröße werden nicht als selbständige Kosteneinflußgrößen aufgeführt.

 

Das Kosteneinflußgrößensystem von Edmund Heinen setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:

 

1)       Kosteneinflußgrößen des Fertigungsprogramms
 - artmäßige Zusammensetzung
 - mengenmäßigen Zusammensetzung
 - zeitliche Verteilung

2)       Kosteneinflußgrößen des produktionswirtschaftlichen Instrumentariums
a) Kosteneinflußgrößen der Ausstattung
 - artmäßige Zusammensetzung der Potentialgüter
 - mengemäßige Zusammensetzung der Potentialgüter
 - räumliche Verteilung der Potentialgüter
b) Kosteneinflußgrößen des Prozesses
 - Arbeitsverteilung
 - Maschinenebelegung
 - Lohnfabrikation
 - Fertigungstiefe
 - Lagerhaltung im Fertigungsbereich
 - Intensität
 - Einsatzmengen substituierbarer Güter
 - Leistungsbereitschaft

3)       Der Kostenwert als Kosteneinflußgröße (die Kostentheorie soll Bedingungen für die optimale Kostengestaltung des Betriebes aufzeigen => optimale Verwendung der Güter)

4)       Die Einflußgrößen des Kapitalverbrauchs (Der Kapitalverbrauch einer Periode ergibt sich als Differenz zwischen den kumulierten Einnahmen und kumulierten Ausgaben einer Periode. Dabei sind nur kapitalbedarfsrelevante Zahlungen berücksichtigt. Zahlungen zur Deckung des Kapitalbedarfs wie die Zuführung von Eigen- und Fremdkapital sind nicht berücksichtigt) (Der Kapitalverbrauch besteht darin, daß die Nutzungsmöglichkeiten des Kapitals im Zeitablauf verlorengehen)
Bestimmungsgrößen des Kapitalverbrauchs: abhängig z.B. von der Finanzierungsform, Steuerbemessungsgrundlage, das Fertigungs- und Leistungsprogramm, Einflußgrößen des Prozesses und der Ausstattung, etc.

Die Bestimmung des Kapitalverbrauchs erfordert eine Berücksichtigung der exakten Ein- und Auszahlungstermine!!!!