Inhaltsverzeichnis

Einleitung. 2

I. Erfassung des Wissensbegriffs. 3

I.1. Abgrenzung des Wissensbegriffs (24.10.2001): 3

I.2. Visualisierung – Gruppenarbeit (31.10.2001): 4

II. Kommunikationsanalyse. 5

II.1. Voraussetzungen für gute Kommunikation und Kooperation (09.11.2001) 5

II.2. Ergebnis Gruppenarbeit (14.11.2001) 6

III. Kommunikationsregeln für das Seminar. 8

III.1. Eigener Beitrag. 8

III.1.1. Literaturzusammenfassung (19.11.2001): 8

III.1.2. Vorschläge zur Kommunikationsstruktur des Seminars (24.11.2001): 9

III.2. Verbesserung der  Kommunikation im Seminar (Gruppenarbeit - 27.11.2001): 10

IV. Der Bohmsche Dialog. 11

IV.1. Literaturzusammenfassungen zum Bohmschen Dialog (10.12.2001): 11

V. Netzbasierter Bohmscher Dialog. 13

V.1. Über den Versuch eines toolgestützten Bohmschen Dialogs (12.01.2002): 13

VI. Wissensgemeinschaften / Learning Communities. 15

VI.1.1. Analyse und Bewertung von My Learning Place (26.01.02) 15

VI.1.2. Wissensgemeinschaften – Textzusammenfassung, vgl. North (27.01.02) 17

VII. My Learning Place – Aufbau von Communities. 18

VII.1.1. Corporate Learning bei UNDP (04.02.2002) 18

VII.1.2. Ausbau der Topics auf „My Learning Place“ (04.03.2002) 18

VIII. Zusammenfassung. 19

Literaturverzeichnis. 20

 

 

Abbildungsverzeichnis

 

Abbildung 1: Wissensmodell 4

Abbildung 2: Kommunikationsebenen. 6

Abbildung 3: Maslows Bedürfnispyramide. 7

 


Einleitung

Die Erkenntnisidee des Seminars kann in etwa so beschrieben werden: Was ist Wissen? Wie kommuniziert man Wissen? Wo sind dabei die Möglichkeiten, wo die Probleme? Was sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wissenskommunikation in einer Gruppe? Und schließlich: Wie kann man eine solche erfolgreiche Wissenskommunikation mit Unterstützung netzbasierter Werkzeuge erreichen, wo liegen dabei die Möglichkeiten und Probleme und welche Anforderungen erwachsen daraus an die technischen Werkzeuge?

Diese Fragestellung ist natürlich sehr komplex und im Prinzip bestand gar keine Möglichkeit, innerhalb des Seminars zu einem „wissenschaftlichen Ergebnis“ zu gelangen. Darum wurde die Gestaltung des Seminars sehr offen gehalten, um auf neuartige Erkenntnisse eingehen zu können, die sich während der Laufzeit des Seminars ergeben würden. Als Leitfaden für die behandelten Themengebiete dienten einige vorgegebene Fragestellungen (welche auch sehr frei gehalten wurden): Diese wurden zunächst innerhalb von kleineren Arbeitsgruppen bearbeitet und die daraus entstehenden Ergebnisse als Arbeitsgrundlage in der nächsten Sitzung verwandt. Für die Gruppenarbeit sollte jeder Seminarteilnehmer zunächst das Thema eigenständig erarbeiten, um auf dieser Grundlage das Gruppenarbeitsergebnis zu erstellen.

 

Die vorliegende Arbeit umfasst nun meine eigenen Beiträge, bzw. Vorbereitungen für die Gruppenarbeit, die Ergebnisse der Gruppenarbeiten (Teile I bis III). Dabei stehen meine eigenen Beiträge jeweils unter 1. des jeweiligen Teils, die Ergebnisse der Gruppenarbeit unter 2.. In der Überschrift jeden Beitrags steht das Erstellungsdatum, um die chronologische Entwicklung der Seminarerkenntnisse zu verdeutlichen. Zu den Teilen VI bis VII existieren jeweils nur Beiträge von mir: Dies resultiert daraus, dass im Verlauf des Seminars der Bohmsche Dialog als eine wichtige Kommunikationsmethodik entdeckt wurde und dieser dann statt der vorhergesehenen Themen ausführlich behandelt wurde. Dabei ändert sich auch der Arbeitsstil im Seminar: Statt der theoretischen Erfassung des Gegenstands in Gruppenarbeit stand nun die Anwendbarkeit und die Praxiserfahrung im Vordergrund, so dass die Arbeitsgruppenergebnisse mehr entstanden.  Zu den einzelnen Teilen geben jeweils kurze Einführungen einen Überblick über den Inhalt: Dadurch soll weiterhin auch eine Möglichkeit gegeben werden, die Entwicklungen und Änderungen der Erkenntnisschwerpunkte im Seminar nachvollziehen zu können. Anzumerken ist, dass die hier zusammengefassten Beiträge als Vorbereitung für die einzelnen Seminar-sitzungen erstellt wurden und daher die Ergebnisse der Sitzungen nicht oder nur periphär beinhalten.

Folgende Schwerpunkte werden in den sieben Teilen bearbeitet: Die Erfassung des Wissensbegriffs in Teil I dient als Verständnisgrundlage des Themenkomplexes. Der zweite Aspekt von 'Wissenskommunikation' ist die Kommunikation, mit deren Eigenheiten sich Teil II beschäftigt. Im Teil III sollten die Seminarteilnehmer praktische Verbesserungsvorschläge für die Seminarkommunikation entwickeln: Dabei diente als theoretische Grundlage der Bohmsche Dialog, welcher in Teil IV ausführlicher betrachtet wird. Dann wurden die praktischen Erfahrungen mit dem Bohmschen Dialog auf ein netzbasiertes Werkzeug übertragen (Teil V). Teil VI beschäftigt sich als Weiterführung der Fragestellung mit Wissensgemeinschaften und einem weiteren netzbasiertem Werkzeug namens „My Learning Place“, welches auch der thematische Schwerpunkt von Teil VII ist. Zum Schluss werden die Erkenntnisse kurz zusammengefasst und ein Ausblick der netzbasierten Wissenskommunikation gegeben.

 


I. Erfassung des Wissensbegriffs

Um eine fundierte Verständnisgrundlage des Seminarthemas zu entwickeln stand am Beginn die Aufgabe, sich mit der Begriffsdefinition von „Wissen“ auseinander zu setzen. Dabei wählte unsere Arbeitsgruppe aus einigen vorgegebenen Fragestellungen die Abgrenzung des Wissensbegriffs zu anderen Begriffen wie Meinen, Erkennen, Glauben, etc. Bei dem ersten Treffen bekannten alle Gruppenmitglieder, dass sie große Probleme bei verbalen Differenzierung dieser Begriffe hatten (s. I.1.). In der Diskussion fanden wir heraus, dass wir alle ein (mehr oder weniger) gleiches Verständnis der Begriffe und ihrer Unterschiede hatten: Um uns nicht in definitorischen Formalisierungen zu verlieren, entwickelten wir ein Schaubild, welches die Zusammenhänge zwischen „Wissen“ und den anderen Begriffen aufzeigen soll (s. I.2.).

I.1.Abgrenzung des Wissensbegriffs (24.10.2001):

Fragestellung: Abgrenzung des Begriffs „Wissen“ zu den Begriffen Information, Glauben, Meinen, Erfahrung, Weisheit, etc.

 

·   (eine) Definition von „Wissen“

Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen. Dies umfasst sowohl theoretische Erkenntnisse als auch praktische Alltagsregeln und Handlungsanweisungen. Wissen stützt sich auf Daten und Informationen, die in einem Kontextbezug stehen und einer zweckorientierte Anwendbarkeit (Pragmatik) dienen. Wissen befähigt somit zum Entscheiden und Handeln.

 

Darauf gestützte Definition von Kommunikation: Kommunikation (als ein kommunikativer Akt) ist dann perfekt, wenn alles Wissen, welches der Kommunikator an den Rezipienten weiterzuleiten intendierte, nach Beendigung der Kommunikation auch dem Rezipienten eigen ist. Somit ist der Rezipient entscheidungs- oder handlungsfähig.

 

·   Differenzierung „Information“ - „Wissen“

Informationen sind Zeichen oder Zeichenfolgen, die in einem definierten / bekanntem syntaktischen und semantischen Umfeld eine Bedeutung beinhalten. Wissen sind Informationen, die in einen zweckorientierten Anwendungszusammenhang (Pragmatik) stehen: also quasi „anwendbare Information“ als die nächsthöhere Stufe.

 

·   Differenzierung „Glauben“ - „Wissen“

Unterscheidung zweier Glaubensbegriffe: religiöser Glauben ist die Akzeptanz einer Lebensideologie bzgl. individueller und gemeinschaftlicher Wertesysteme. Wissen hiergegen abzugrenzen ist schwer: denn Wissen wird primär in objektiv-sachliche Zusammenhängen und nicht in subjektiv-emotionalen verwendet. Somit sind glaubens- und wissensbasierte anwendbare Information von ihrem Wesen her unterschiedlich.

Glauben im Sinne der Unsicherheit bzgl. gewisser Tatsachen ist die Prognose zukünftiger Ereignisse auf Grund der Interpretation gegenwärtig gegebener Information: Es wird also eine Prozesshypothese gegeben, wogegen Wissen impliziert, dass zukünftige Ereignisse nach der Anwendung des Wissens schon bekannt sind. Beispiel: (Glauben) Ich studiere, also werde ich viel Geld verdienen. (Wissen) Ich baue den Schrank nach der Anleitung zusammen, also wird er stehen bleiben.

 

·   Differenzierung „Meinen“ - „Wissen“

Meinen oder Meinung ist eine subjektive Erkenntnis, die auf bekannten Informationen beruht. Wissen dagegen ist diejenige Erkenntnis, die durch eine objektive Analyse der Informationen und die Umsetzung in einem zweckbezogenen Zusammenhang entsteht. Weiterhin existiert ein grundlegender Wesensunterschied: Meinen ist eine Ansicht, während Wissen primär die Pragmatik, also Anwendbarkeit einer Informationsakkumulation beschreibt.

 

·   Differenzierung „Erfahrung“ - „Wissen“

Erfahrung ist die Kenntnis von Handlungsprozessen, die auf persönlichen Erkenntnisgewinn auf Grund eines getätigten Durchlaufes des Handlungsprozesses basieren. Der zugehörige Wissensbegriff ist das „implizite Wissen“: allerdings beschreibt dieser Begriff eine weniger individuelle Kenntnis.

 

·   Differenzierung „Weisheit“ - „Wissen“

Weisheit ist die personenbezogene Kenntnis von Themenkomplexen primär spiritueller Art, die durch eine langzeitige und intensive Informationsaufnahme und deren Verarbeitung entsteht / erlangt wird. Auch hier geht es um Problemlösungsanweisungen auf theoretischer und auch praktischer Ebene: der Unterschied zu Wissen – ähnlich wie bei allen anderen besprochenen Begriffen – besteht darin, dass Weisheit subjektiv (zumindest personendeterminiert) ist, wohingegen Wissen eher für objektiv-sachliche Zusammenhänge benutzt wird.

 

Anmerkung:

Die Definitionen von Wissen / Kommunikation stammen aus externen Quellen (FAZ sowie Marlene Posner-Landsch). Die aufgezeigten Differenzierungspunkte dagegen sind lediglich subjektive Unterscheidungen, die bewusst als Indikativ formuliert wurden, um eine bessere Diskussionsgrundlage zu bilden. Zu beachten sei auch, dass hier relativ enge Definitionen von Wissen und der anderen Begriffe gewählt wurden, um eine deutlichere Differenzierung vorzunehmen zu können.

I.2.Visualisierung – Gruppenarbeit (31.10.2001):

 

Abbildung 1: Wissensmodell


II. Kommunikationsanalyse

Ähnlich der ersten Aufgabenstellung diente die zweite Aufgabe dem grundlegenden Verständnis von Kommunikation, quasi der zweite Grundbaustein von „Wissens-kommunikation“. Das Vorgehen war genau wie bei der ersten Aufgabe: Unsere Arbeitsgruppe suchte sich die aus den vorgegebenen Fragestellung die Suche nach Voraussetzungen für gute Kommunikation und Kooperation aus, jeder bearbeitete das Thema (II.1.) und wir versuchten, ein gemeinsames als Gruppenarbeit zu erstellen. Da wir in einer Flut von Ansätzen, Ideen und Formulierungen in des Diskussion erstickten, gleicht das Ergebnis der Gruppenarbeit eher einem Protokoll als einer inhaltlich schlüssigen Darlegung (s. II.2.).

II.1.  Voraussetzungen für gute Kommunikation und Kooperation (09.11.2001)

 

Fragestellung: Wie können wir die Voraussetzungen schaffen für gute Kommunikation und Kooperation?

Eigenschaften (vor allem verbaler) Kommunikation (hier immer mit ‚K’ abgekürzt):

· Viele unterschiedliche K-Ziele /Intentionen ( Informationsaustausch, Verständigung, emotionale K)

· Der Erfolg von K wird von vielen tangiblen Faktoren bestimmt: die Übermittlungsart durch den Kommunikator, dessen Wortwahl, die Bidirektionalität der Kommunikation, Informationsaufnahme und -verarbeitung durch den Rezipienten, etc.

· Ein Individuums strebt nach Ordnung und Berechenbarkeit, also dem Einklang des Geschehens mit dem inneren subjektiven Weltverständnis: deshalb wird oftmals voreilig und zerstreut und oberflächlich kommuniziert.

· Aus diesen Kommunikationsproblemen resultieren Informationsmangel und Missverständnisse, woraus für den Einzelnen und für das soziale Umfeld Stress, Fehlverhalten und Unsicherheit entstehen.

Um negativer Kommunikation vorzubeugen, müssen die Partner folgende

Verhaltensaspekte beachten:

· Wichtig: Kommunikationsumgebung schaffen (Atmosphäre, Infrastruktur)

FRAGE: Was ist die Motivation von Menschen bewusst zu kommunizieren oder zu kooperieren?

· ANTWORT: Jede bewusste Kommunikation  und jede bewusste Kooperation baut auf verschiedenartig orientierten Bedürfnissen auf. Kommunikator: muss Mitteilungsbedürfnis haben und auf Rezipient eingehen wollen

  Rezipient: muss Lerninteresse für Materie haben und Willen, dem Kommunikator zu folgen

· Kommunikator: Thema eingrenzen und strukturieren, WHID-Konzept („Was Habe Ich Davon“ aus Rezipientensicht), richtige Wortwahl / K-Niveau, die 6 Ks (klar, kurzgefasst, komplett, kooperativ, korrekt, konkret), Bitten statt Befehlen, für sich selber reden (Meinung nicht als Tatsache darstellen).

· Rezipient: konzentriert dem Sprecher zuhören (mentale Aufmerksamkeit), Aktives Zuhören (konzentriert und vorurteilsfrei, Wille des Verstehens des K-partners, Methoden: selber paraphrasieren, Inhalte reflektieren, Aussagen synthetisieren, etc).

· Dem K-partner Empathie (Einfühlungsvermögen) entgegenbringen

· Sich bewusst sein, dass eigenes Verhalten einem reziprok selbst entgegengebracht wird (ungefähr: „Wie du mir – so ich dir“). Dabei ist auch der Körpersprache ein hoher Stellenwert zuzumessen.

· Feedback geben: positiv / negativ ist (falls wahrheitsgetreu) persönlich fördernd, gar kein Feedback ist nicht gut, da es die menschlichen Emotionen vernachlässigt.

· Sich bewusst sein über Intention und Ziel des kommunikativen Aktes und sich über eventuelle negative Konfliktroutinen bewusst sein (Vermeidungsstrategie o.ä.)

· Verschiedene Wissens- / Verständnisniveaus der K-partner einbeziehen

· Die Persönlichkeitsstruktur (z.B. dominanter Manager, sozial Engagierter, zuverlässiger Partner, gewissenhafter Denker), das Temperament (z.B. Analytiker, Gewissenhafter, Realist, Einfühlsamer) sowie die Beweggründe (z.B. bedürftig, helfend, selbstlos, aggressiv-dominant, selbstbeweisend, bestimmend-kontrollierend, distanzierend, mitteilungsfreudig-dramatisierend) des Partners beachten.

 

Dazu: 12 Regeln der guten Kommunikation und die 11 Todsünden (s. Cole):

Die 12 Regeln der guten Kommunikation

11 Todsünden

1. Gegenseitige Achtung

Bewerten

Herablassendes Verhalten

2. gemeinsamen Nenner finden

Trösten

3. Bedürfnisse, Sorgen und Wünsche festhalten

Etikettieren, Psychologen spielen

4-. Problem / Streitfrage neu formulieren

Ironische Bemerkungen machen

5. Ein annehmbares Ergebnis für alle finden

Übertriebene / Unangebrachte Fragen

6. Alternativen bereithalten und flexibel bleiben

Befehlen, K-partner einengen

Signale setzen

7. Offen für neue Ideen bleiben

Bedrohen

8. Positive Einstellung

Ungebetene Ratschläge

9. Gemeinsam das Problem lösen

Vage sein

Konflikt vermeiden

10. das Wort >> aber << aus dem Wortschatz streichen

Informationen zurückhalten

11. Vorgehensweise ändern, wenn sie nicht funktioniert

Ablenkungsmanöver

12. Tief einatmen

 

 

 

Weitere Stichpunkte:

· Wissenskomm.-phasen: Sozialisation, Externalisierung, Kombination, Internalisierung

· Kommunikationsumgebungen nach Siemens-KM: Community of Practice (Mitglieder auf gemeinsamer Wissensstufe / gemeinsame Interessen), Team (joint task), Personal Network (joint relationsship, Bekanntschaft), B2C (Wissens- und Bedürfnisaustausch)

_____________________________________________________________________

Quelle: hauptsächlich (frei) nach Kris Cole: Kommunikation klipp und klar

II.2.Ergebnis Gruppenarbeit (14.11.2001)

Wie können wir die Voraussetzung schaffen für gute Kommunikation und Kooperation?

 

Abbildung 2: Kommunikationsebenen


Konrad Lorenz hat etwas Schlaues zur erfolgreichen Kommunikation gesagt:

Gesagt bedeutet noch lange nicht gehört.

Gehört bedeutet nicht verstanden.

Verstanden bedeutet nicht einverstanden.

Einverstanden bedeutet nicht behalten.

Behalten bedeutet nicht angewandt.

Angewandt bedeutet nicht Verhaltensänderung.

 

Kommunikations- und Kooperationskultur

Kooperation bedeutet Zusammenarbeit, Kommunikation beinhaltet Unterredung, Mitteilung. Kommunikation findet interpersonal statt. Kommunikation als Mittel für Kooperation. Erste notwendige Voraussetzung dafür ist eine Vertrauensbasis. Kommunikation und Kooperation haben beide im Wort schon das „Gemeinsame“ enthalten, „zusammen etwas tun“.

 

FRAGE: Was ist die Motivation von Menschen bewusst zu kommunizieren oder zu kooperieren?

ANTWORT: Jede bewusste Kommunikation  und jede bewusste Kooperation baut auf verschiedenartig orientierten Bedürfnissen auf.

Abbildung 3: Maslows Bedürfnispyramide

Implizite Verhaltensformen für gute Kommunikation:

·  Ganz wichtig ist ausreichend Zeit. Mangel an Zeit kann Probleme hervorbringen, die eventuell keine sind (Missverständnisse die nicht sofort beseitigt werden können).

·  Transparenz und Offenheit, wer nicht mit offenen Karten „spricht“ erweckt Misstrauen – der Killer für gute Kommunikation und Kooperation.

·  Geduld zum aktiven Zuhören und zum sich verständlich machen.

·  Ehrliches Interesse den anderen zu verstehen.

·  Vertrauensvolle Atmosphäre, zumindest eine in der man nicht fürchten muss.

·  Wohlwollen für einander ist kein Muss, Respekt füreinander hingegen ja.

·  Toleranz für alles was anders ist als der eigene Horizont.

·  Machtfreie Strukturen (im Idealfall).

·  für die Kooperation gilt: Akzeptiert wird, was der Problemlösung dient.

¢ Kants kategorischer Imperativ: Andere so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte

 

Paul Watzlawick („man kann nicht nicht kommunizieren“) hat auch noch was Entscheidendes gesagt: Jede Kommunikation hat eine Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. Letzterer bestimmt den ersten, d. h. man kann nie ausschließlich über Inhalte reden.

Wenn sich jeder darüber bewusst ist, dann ist doch schon viel getan und verstanden, oder ?!

 

Zur Voraussetzung guter Kommunikation gehört auch, dass explizite Verhaltensregeln berücksichtigt werden. (Explizite Verhaltensregeln sind z.B. folgende: „den anderen ausreden lassen“,  „nicht bedrohen“, „nicht lächerlich machen „ usw.)

 


III.  Kommunikationsregeln für das Seminar

Nach der Erfassung der Theoriegrundlagen entwickelte sich in der Seminarsitzung eine lebhafte Diskussion über „gute Kommunikation“ mit der Feststellung, dass die Kommunikation innerhalb der Seminargruppe von vielen Teilnehmern als negativ empfunden wurde. Daraus entstand – abweichend von der eigentlichen Planung – die Aufgabe, in den Arbeitsgruppen Vorschläge für eine Verbesserung der Seminar-kommunikation zu erarbeiten (s. III.2.). Weiterhin wurde für die nächste Sitzung eine praktische  Übung des Bohmschen Dialogs geplant.

III.1.Eigener Beitrag

Zur Vorbereitung auf die Bohmsche-Dialog-Übung sollten einige Texte über das Dialogkonzept gelesen werden, welche stichwortartig in III.1.1. zusammengefasst sind. III.1.2 enthält meinen eigenen Vorschlag zur Verbesserung der Seminarkommunikation.

III.1.1.Literaturzusammenfassung (19.11.2001):

Dialogkonzept nach David Bohm (vgl. Geiser) :

·  Dialog = gute Kommunikation und Kooperation mit gleichen negativen Folgen, wie wir sie für schlechte Kommunikation aufgestellt haben

·  Dialog führen: Meinungen / Wissen aller Interessengruppen (Teilnehmer des Dialogs) aufnehmen, analysieren, in der Schwebe zu halten und daraus eine neuartige / umfassende Kenntnis entstehen zu lassen (emergieren), welche mehr als die Summe der Teile ist.

·  Dialog = Gemeinsamen denken, erkunden, Lösungen finden.

·  Sinn des Dialoges: individuelle Denkstrukturen sind nur Realitätsinterpretationen (s. Konstruktivismus) – gemeinsames Wissen ist nur sehr partiell. Um die Fehler / Lücken im eigenen Denken aufzufinden und neue Erkenntnisse zu gewinnen, muss man in Kommunikation treten. Dialog = effektive Art

·  Voraussetzungen für Dialog:

·  Container = Ort / Gefäß, in dem kollektive Kommunikation stattfinden kann

·  Mentales Modell = Ablegen der impliziten persönlichen Herangehens- und Sichtweisen, um auf einen effektiven Dialog eingehen zu können (nach konstruktivistischer Sichtweise).

·  Charakterstruktur beinhaltet / determiniert u.a. das Kommunikationsverhalten: Wenn persönliche Abwehrmechanismen aufgenommen werden, funktioniert der Dialog (= gemeines Denken) nicht mehr.

·  Nötige Fähigkeiten zur Dialogführung:

·  Respekt: Anerkennung der Andersartigkeit der Teilnehmer als Voraussetzung

·  Offenheit: Bereitschaft zum Aufnehmen neuartiger Denkstrukturen

·  Lernhaltung: Teilnehmer ist nicht Wissender, sondern Lernender

·  Suspendierung: Bereitschaft zum Verändern eigener Denkstrukturen

·  Bewusste Prozessverlangsamung: Informationsüberflutung bändigen

·  Sprich vom Herzen: keine zur-Schau-Stellung, sondern das sagen, was einem auf dem Herzen liegt

·  Aktives Zuhören: dem Sprecher inhaltlich und emotional folgen

·  Erkunden: Wille der Kenntniserweiterung und zum Austausch als Basis zum Erfahren neuer Denkstrukturen

·  Das Denken beobachten: Funktionsweise des K-prozesses verstehen

=> gemeinsames Denken, Dialog (Hauptaspekt nach Bohm)

·  Üben: jeder muss diese Fähigkeiten lernen, üben und ständig verbessern

·  Generativer Dialog: Art der Kenntnisgenerierung in Gruppenarbeit

   Strategischer Dialog: Einsatz in der U`-kommunikation zur Motivation, etc

Dialogkonzept nach William Isaacs (vgl. SOI):

·  Dialog =  gemeinsames Denken in einer definierten Gruppe

·  Sinn: eigene Ansichten überdenken /neue kennenlernen, ohne direkt angegriffen zu werden.

·  Moderator kann nur das Setting erstellen, den Dialog müssen die Teilnehmer selbst machen

·  Kernprinzipien: Zuhören, Respekt, Suspendierung, Aussprechen (wie oben)

Symphonieorchester – Good Practices:

·  Abgrenzung Dialog (thinking together) – Diskussion (Aussprache, Debatte)

·  Eigenschaften des Dialogprozesses:

·  Keine Agenda / vorgegebenes Ziel / kein `Wahr oder Falsch`

·  Gleichheit der Teilnehmer, freies Reden gewünscht

Erfordert Übung (für jeden Einzelnen und jede Dialoggruppe)

III.1.2.Vorschläge zur Kommunikationsstruktur des Seminars (24.11.2001):

Meiner Meinung nach geht es bei der im Seminar angegebenen Aufgabe, Kommunikationsregeln für das Seminar aufzustellen, nicht darum, einen Katalog für Verhaltensregeln bzgl. der Kommunikation in den Sitzungen aufzustellen. Vielmehr geht es um den Aufbau einer funktionstüchtigen Kommunikationsinfrastruktur, welche den Seminarteilnehmern einen größtmöglichen individuellen Wissenszuwachs erlaubt. Diese Infrastruktur umfasst folgende Aspekte: (1) die Definition der Zielvorstellung der einzelnen Sitzungen und des gesamten Seminars, (2) die Arbeits- und Kommunikationsformen in den Sitzungen sowie in den einzelnen Arbeitsgruppen und (3) die Nutzung der informationstechnischen Möglichkeiten (WikiWiki und den Mailverteiler). Die Erstellung dieser Infrastruktur stellt gewissermaßen eine konkrete Anwendungssituation dar, in die man die bisher gewonnenen theoretischen Kenntnisse einbringen kann – wesentlich ist aber die situative Spezifität dieses Seminars. Die folgenden Ausführungen sind rein subjektiver Natur.

 

(1)  Bzgl. der Intention des Seminars und die Lernziele (für alle Beteiligten) scheint mir etwas unklar zu sein: Eigentlich sollten sich die Arbeitsgruppen sich mit den vorgegebenen Fragestellungen auseinandersetzen und die Ergebnisse dann präsentieren. Diese sollten im Seminar aufgearbeitet werden, so dass schließlich eine umfassende Bearbeitung des Themas am Ende einer Sitzung dabei herauskommt. Dies deckt sich bestimmt mit der Intention bei der Seminargestaltung: Aber irgendwie klappt es in der Umsetzung nicht so richtig, weshalb meiner Meinung die Arbeitsform in den Sitzungen geändert werden sollte. Für die einzelnen Sitzungen sollte die Bearbeitung eines Themas im Vordergrund stehen mit der Zielsetzung, zum Abschluss eine ausformulierbare Erfassung des Themas zu haben. Dabei könnten die Arbeitsgruppen quasi Experten darstellen, die eine bestimmte Fragestellung bearbeitet hat. Da es sich um ein Uni-Seminar handelt und keine Arbeitsgruppe, sollte meiner Meinung nach die Erfassung einzelner Themenkomplexe das Hauptziel der Veranstaltung sein und nicht das Üben von Verfahren, eine gute Kommunikationsstruktur aufzubauen.

(2)  Das bedingt eine neuartige Arbeitsform im Seminar: Wie in der Sitzung vorgeschlagen, muss ein Moderator die gemeinsame Erarbeitung leiten. Der Moderator sollte auch zu Beginn der Veranstaltung eine Art Fahrplan oder eine Tagesordnung vorgeben: Diese wird dann im Seminar durchgearbeitet und stellt die Gliederung der Erfassung dar – für diese Aufgabe ist natürlich Sigrid prädestiniert, da sie über ein breiteres Wissensspektrum verfügt als die Studenten. Bei der Erarbeitung des Themenkataloges im Seminar sollten – soweit wie möglich – die Regeln einer guten Dialogführung beachtet werden: Allerdings sind diese dafür konzipiert, dass sich Menschen freiwillig zusammenfinden, um gemeinsam etwas Neues zu erkunden, was einfach dem Wesen eines Uni-Seminars widerspricht. Soweit wie ich es beurteilen kann, ist die Arbeitsweise innerhalb der Gruppen – zumindest in jener, der ich angehöre – gut und bedarf daher keiner strukturellen Änderung.

(3)   Die Nutzung der informationstechnischen Mittel sollte dabei ungefähr so aussehen: Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sollten – wie praktiziert – über den Mailverteiler geschickt werden. Dann haben alle die Unterlagen vorliegen und können in den Sitzungen vernünftig arbeiten. Das WikiWiki stellt quasi den Container (s.o.) für die Dialogführung dar: Allerdings ist der Einsatz im Zusammenhang  des Seminars etwas eingeschränkt, da die volle Qualität nur ausgenutzt werden kann, wenn alle Teilnehmer online sind und daran teilnehmen. Deshalb ist mein Nutzungsvorschlag für dieses Tool, dass man es lediglich zur Präsentation und gemeinsamern Erarbeitung erweiternder Informationsquellen nutzt und nicht als Ablage der Arbeitsgruppenergebnisse – denn doppelt brauchen wir es nicht und außerdem tauchen hier technische Probleme auf (z.B. Einstellen von Bildmaterial).


III.2.Verbesserung der  Kommunikation im Seminar (Gruppenarbeit - 27.11.2001):

 

Wir sehen zwei zielführende Möglichkeiten, auf Probleme zu reagieren:

1.       Workaround  -> Fehler umgehen:

Beispiel: wenn ein Loch auf dem Bürgersteig ist, stellen wir eine Absperrung auf. Das Problem ist nicht in seinem Kern behoben, stellt aber keine Gefahr mehr da.

2.      Bugfix -> Fehlerursache minimieren:

Beispiel: Wir verschließen das Loch so, dass das Problem nachhaltig gelöst ist.

 

In der Seminarkommunikation haben wir einige Störungen ausgemacht, die wir mit der folgenden Tabelle aufzulisten versuchen. Mögliche Lösungen sind in der rechten Spalte aufgeführt [ (1)=Workaround, (2)=Bugfix ]:

 

Phänomen

Verbesserungsvorschlag

Auf Positionen beharren und Meinungen durchdrücken wollen.

- Moderation (1)

- Bewusstsein schaffen für gemeinsames Seminarziel  (2)

Vom Thema abkommen

- Moderation (1)

- Seminardokumentation während der Sitzung (1/2)

Nicht zuhören; nicht verstehen wollen

- Bewusstsein schaffen für gemeinsames Seminarziel  (2)

- Lernen wollen durch Verstehen anderer (2)

Spannungsfeld: Arbeitsweise ist schwammig (unkoordiniert, nicht zielgerichtet). Andererseits soll das Seminar möglichst offen gestaltet werden.

- Definierte Ziele in weitem Rahmen zu Beginn der Veranstaltung abstecken (1/2)

- Moderation (1 / 2)

- Sitzungsdokumentation (1 / 2)

Gefühl, kein konkretes Ergebnis erzielt zu haben, Gefahr der Frustration

- Sitzungsdokumentation (2)

 

 

 

Ziel des Seminars  / Arbeitsweise, wie wir sie uns vorstellen:

1. Eigene Gedanken zum Thema entwickeln dürfen.

2. In der Arbeitsgruppe austauschen, weiterentwickeln und gemeinsames Gedankengut entwickeln.

3. Hinterfragen, ergänzen und erweitern der Gedanken und Ideen der einzelnen Gruppen im Seminar.

     Das heißt: Aufarbeitung der Gruppenergebnisse während der Präsenztermine.

4. Dezente aber bestimmte Moderation von Sigrid Peuker mit dem Ziel, die Diskussion (ein Dialog ist es ja leider nicht) im Seminar Themengerichtet und konstruktiv zu halten.

5. Ergebnisse und Verlauf der Seminarkommunikation dokumentieren und mit „anerkanntem Wissen“ ergänzen (Sigrid Peuker). Ankerpunkte der Diskussion (Diskussionsmeilensteine) für alle sichtbar festhalten (Tafel, Flipchart, Wiki, Corel Draw).

 


IV. Der Bohmsche Dialog

Als Erweiterung der praktischen Übung zum Bohmschen Dialog sollten einige Texte durchgearbeitet werden, welche im Folgenden zusammengefasst werden.

IV.1.Literaturzusammenfassungen zum Bohmschen Dialog (10.12.2001):

1)    Der Dialog nach David Bohm. Eine Einführung (vgl. Geiser2)

Nach Bohm: Dialog ist der „freie Sinnfluss, der unter uns, durch uns hindurch und zwischen uns fließt“ und der als „Disziplin (...) lern- und lehrbar ist“ in Abgrenzung zu Kommunikationsformen wie Diskussion, Debatte und Disput, die von ihrer etymologischen Herkunft einen teilenden, zerstörenden Charakter haben. Als Bohms Ausgangspunkte zur Entwicklung der Dialog-Gruppen-Theorie wird auf seine ganzheitlich-holistische Denkweise verwiesen: Die von menschlichen Individuen wahrgenommene Realität ist lediglich eine Interpretation von Wahrnehmungen, darunter liegt verborgen eine implizite Ebene primärer Realität, aus der sich zyklisch neue wahrnehmbare Formen ergeben. Diese gesamtheitliche Anschauung entspricht seinem physikalischen Forschungsgebiet der Quantenmechanik: Diese sieht das Universum als ein Ganzes, welches sein Wesen nicht als mechanisch-deterministisches System von Quarks, die ihrer physikalischen Natur gemäß interagieren und somit die deduktiv ermittelbaren Elementarteilchen darstellen, sondern eben als holistisches Gebilde mit Eigenschaften ansieht, die nicht durch die Komposition von Teilen entstehen können. Vielmehr sind die Quarks lediglich wahrgenommene Verständnishilfsmittel der Teilchenphysik, also eine interpretative Zerlegung des Ganzen, um es begreifen zu können (vgl. Im Hyperraum, Michio Kaku, NY 2000). Bohm überträgt die Ganzheitlichkeit auf den menschlichen Denkprozess: Um etwas begreifen zu können, muss jedes Individuum zunächst das Ganze in begreifbare, wahrnehmbare Einzelteile zerlegen, diese verstehen und anschließend wieder zu einem gesamtheitlichen Verständnis des Ganzen synthetisieren (siehe Konstruktivismus). Im kollektiv-kommunikativem Denkprozess (also mit / zwischen mehreren Individuen) ist diese Verständnissynthese meist noch komplizierter und es wird oft noch schwieriger sich zu erinnern, dass man eine wahrnehmungsspezifische Zerlegung vorgenommen hat und dass das Verständnis nicht auf objektiven / realistischen Aspekten beruht. Um dieses Problem des Missverständnisses zu beheben (im Sinne eines Bug Fixes), muss man lernen, den individuellen und auch den kollektiven Denkprozess an sich wahrzunehmen und zu verstehen, wie er verläuft und welche Kenntnisse wirklich dabei entstehen.

Hat man diese Fähigkeit erlernt, kann man in einen Bohmschen Dialog treten – dieses Erlernen bezieht sich zu einen auf die Teilnehmer und zum anderen auf die gesamte Dialoggruppe: Dabei gibt es drei Hauptfähigkeiten, die explizit geschult und geübt werden müssen. Unter Wahrnehmen fallen die Fähigkeiten, die eigenen Gedanken erfassen und 'externalisieren' und die Differenzen zwischen den eigenen Denkstrukturen und denjenigen anderer erkennen zu können – und zwar so, dass man sich der inhärenten persönlichen Wahrnehmungsverarbeitungsmuster bewusst wird und diese auszuschalten oder zu verändern lernt („die Leiter der Schlussfolgerung heruntersteigen“). Also eine Selbstbeobachtung zu erlernen, wie sie in ganzheitlichen Weisheitslehren wie dem Buddhismus oder anderer Meditationsschulen gelehrt wird (vgl. The Buddhist Vision, Alex Kennedy, 1985). Um in einen Dialog treten zu können, sind weiterhin 2 kommunikative Fähigkeiten grundlegend: Das Zuhören und das Sprechen. Zuhören ist eine wichtige Qualität von Dialogteilnehmern: „sich selber zuhören“ umfasst zunächst die gerade beschriebene Fähigkeit der Selbstbeobachtung und weiterhin die Kunst der „Suspension“: Neuartige Erkenntnisse aus dem sich-selber-zuhören sollen nicht automatisch interpretiert und den Dialogpartnern als Ergebnis präsentiert werden,  sondern man stellt sie vor sich selber den anderen zur Anschauung bereit („in der Schwebe halten“) und kann so seine eigenen Glaubens- / Werte- / Denkstrukturen neu erfassen, begreifen und eventuell ändern. „Den anderen zuhören“ umfasst zunächst das Aktive Zuhören – der Versuch, den Gedankengang des Sprechers empathisch nachzuvollziehen. Weiterhin soll der Zuhörer in einem Dialog den Inhalten des Sprechers folgen und diese mit seinen eigenen „in der Schwebe gehaltenen“ Ansichten derart vergleichen, so dass man erfährt, dass die jeweilige Ansicht nur eine von unendlich vielen Möglichkeiten der menschlichen Interpretation der impliziten Wahrheit ist. Die höchste Stufe des Zuhörens ist „dem Gruppenganzen zuhören“, also das Zuhören auf die Gruppe als Ganzes zu erweitern. Ziel ist es, das Selbst als Teil der Gruppe zu sehen und somit Erkenntnisemergenzen für die Gruppe als Ganzes (“Geist der unpersönlichen Gemeinschaft“) als auch für die Teilnehmer entstehen können. Als Gegenstück zum Zuhören sollte in einem Dialog der Sprecher eine äquivalente Art des Sprechens beherrschen: Dabei soll das Gesprochene nicht auf eine Person, sondern als Frage formuliert in die Mitte der Gruppe gestellt werden, so dass alle Mitglieder freie Sicht auf die in der Schwebe gehaltenen Annahmen haben. Somit stellen die suspendierten Ansichten der Teilnehmer jeweils eine mögliche Realitätsperzeption dar und als Ergebnis des Dialoges soll eine emergente Wahrnehmung für die gesamte Gruppe entstehen.

Für eine erfolgreiche Dialoggruppe gibt es einige Bedingungen: man braucht einen Container und eine begrenzte Zahl von lernwilligen Teilnehmer, die in der Gruppe gleichberechtigt sind. Ziel – zumindest des generativen Dialoges – ist nur das Erlernen dieser Kommunikationsform ohne Erarbeitung eines inhaltlichen Ziels. Im Prinzip gibt es auch keine Moderation, nur am Anfang zur Überbrückung von Startunsicherheiten. In fortschreitender Dauer der Dialoggruppe sollen sich dann die individuumszentrierten Denk- und Verhaltensmuster auflösen und der Fokus auf dem Prozess des Gruppendenkens liegen, in dem ungeplant Emergenzen entstehen und wieder vergehen. Durch diese Erfahrungen sollen das Wahrnehmungsvermögen der Dialogteilnehmer weg von Egozentrischen hin zu Vernetzten / Ganzheitlichen geschult werden.

2)    Bericht über ein Experiment: Dialog Gruppen (vgl. Geiser3)

In einer Dialoggruppe von 10 Personen aus dem Umfeld der Psychologie, die sich über einen längeren Zeitraum regelmäßig 14-täglich zur Dialogführung getroffen hat, erläutert die Autorin folgende Erfahrungen: Am Anfang existierte große Unsicherheit, wie und worüber man den Dialog führen sollte. Zunächst überwog noch die diskussionsartige Kommunikation und erst nach einiger Zeit ergab sich die dialogische Art des „suchende(n) Erfassen(s) des Gruppenganzen“. Mit der Zeit etablierten sich Verfahren der Dialogführung (Sitzordnung, Rhythmus und gemeinsames Erfahren) und die Dialogteilnehmer erfuhren schließlich die Vorteile des Dialogs als Gruppenerlebnis und Selbsterziehung und stellten fest, wann diese Kommunikationsform sinnvoll eingesetzt werden kann und wann nicht (leider keine weiteren Ausführungen hierzu).

Weitere Beispiele erfolgreicher Dialoggruppen werden genannt – andererseits auch eine misslungene, in der die Bedingungen für einen Bohmschen Dialog nicht erfüllt waren (die Mitglieder des Uni-Komitees waren nicht zum Lernen bereit, es gab zu sehr eingespielte Rollen und die Motivation war nicht das gemeinsame Erfahren, sondern ein 'Erziehungsexperiment' der Autorin).

3)    Dialog – ein Quantensprung im Kopf (vgl. Zohar)

Danah Zohar ist wie David Bohm gelernte Physikerin und erläutert in dem Interview den Zusammenhang quantenmechanischer Erkenntnisse mit menschlicher Kommunikation, wie sie dem Bohmschen Dialogmodell zugrunde liegt.

Zohars Basisannahme bzgl. des Zusammenhangs zwischen Quantentheorie und Dialog ist, dass der menschliche Denkprozess ähnlich funktioniere wie die quantentheoretische Vorstellung eines Quants: Diese werden verstanden als Energiepakete, die sprungartig und ohne jegliche Übergangsphase ihren Zustand wechseln („Quantensprung“). Zohar versucht in ihrer Arbeit, diese Eigenschaft auf die Informationsverarbeitung durch das menschliche Gehirn zu übertragen – quasi als das sprunghafte Umstellen des kognitiven Zustandes durch Neubildung des ontologischen Weltverständnisses. Dabei fördere der Dialog diesen kreativen Umbildungsprozess, da das Individuum sich dabei besonders gezielt mit neuartigen Informationen vor allem deren Wahrnehmung beschäftige. Die Resultate in Form neu gewonnener Einsichten würden zu einen das Individuum mit Ideen und einem Gefühl des Verstehens erfüllen und zum anderen eine „kollektive Intelligenz“ als gemeinschaftliche Problemlösung entwickeln. Danach folgt eine Passage, in welcher der Dialog als Mittel zum Wahrnehmungs- und Denkstrukturwandel in der Kommunikationskultur der westlichen Gesellschaft dienen könne, da das Fallenlassen gewohnter Denk- und Verhaltensmuster gleichermaßen Ziel und Voraussetzung der dialogischen Kommunikation seien und somit den Wandlungsprozess von einer „belehrenden“ hin zu einer „lernenden“ Kultur unterstützten. Zohar grenzt diese Ansichten ein, da der Dialog sich bisher erst als nützlich für Gruppen zwischen 25 – 30 Personen erwiesen habe. Anschließend erläutert Zohar nochmals genauer das physikalische Verständnis menschlicher Informationsverarbeitung: Das Gehirn perzipiere alle einströmenden Daten (auch Erfahrung, Werte und Moral werden dabei als – komplexere – Information verstanden) und entwickele durch deren Analyse und Verknüpfung als naturgemäßes Muss ein logisches / konsistentes Weltbild für das Individuum. Und dieses könne durch eine Dialogerfahrung erweitert werden, indem es erst aufgebrochen und danach wieder unter Einbezug der gewonnenen Erfahrung neu gestaltet werde – was im Endeffekt eine befriedigende Wirkung für den Menschen habe. Das Interview endet mit einigen praktischen Tipps zum „erfolgreichen Bestehen“ einer Dialogerfahrung, wie z.B. ein hohes Maß an Motivation und Durchhaltevermögen, wie in es in anderen Selbsterfahrungsdisziplinen ebenfalls erforderlich ist.


V. Netzbasierter Bohmscher Dialog

Nach der Praxisübung zum Bohmschen Dialog wurde die Weiterführung des Dialoges auf der WikiWiki-Plattform des Seminars beschlossen – dazu dieser Bericht.

V.1.Über den Versuch eines toolgestützten Bohmschen Dialogs (12.01.2002):

Nach den ersten Gehversuchen eines Bohmschen Dialogs in der Seminarsitzung wurde ein anschließender Versuch gestartet, um einen solchen netzbasiert auf einer Seite des Seminartools WikiWiki über einen Zeitraum von 4 Wochen durchzuführen. Die Resultate und mögliche Schlussfolgerungen daraus sollen im Folgenden dargestellt werden.

 

Zunächst sei angemerkt, dass sich die Beteilung an diesem Versuch als relativ gering herausstellte – heute (2 Tage) vor Ende befinden sich lediglich 10 Einträge auf der Seite. Aber ich denke, dass man auch daraus einige Schlüsse ziehen kann. Auffällig war, dass zunächst jene Seminarteilnehmer diese Beitragsmöglichkeit nutzten, die sich in den Sitzungen nur selten zu Wort melden – daraus entwickelte sich erstaunlich schnell der Begriff der „Stillen“. Als positiv wurde dabei angesehen, dass man etwas äußern konnte, ohne sich mit der direkten Reaktion anderer darauf auseinandersetzen zu müssen. Angemerkt sei an dieser Stelle, dass das Phänomen der „Stillen“ wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass es sich um ein Universitätsseminar handelt und nicht um eine Dialoggruppe, die sich aus eigener Motivation zusammengefunden hat: Denn das persönliche Interesse und die individuellen Charaktereigenschaften zwischen diesen beiden Gruppen unterscheidet sich meiner Meinung nach essentiell.

 

Neben diesen versuchsspezifischen Besonderheiten sind allerdings noch einige wesentliche Aspekte bezüglich der toolbasierten Dialogführung im Allgemeinen festzuhalten. Der erste und grundlegende Aspekt ist, dass die Dialogteilnehmer alleine vor dem Computer sitzen und räumlich sowie zeitlich getrennt voneinander den Dialogprozess betreiben. Meinen eigenen Erfahrungen nach handelt es sich dabei um eine Dialogform, die sich von einer Bohmschen Dialoggruppe sehr unterscheidet: Denn man befindet sich einfach nicht zusammen mit anderen Menschen in einer Gruppe und steht somit nicht so direkt und intensiv in dem kommunikativen Akt. Dieses direkte Erleben und gleichzeitige Erfahren des Dialogprozesses ist nach meinen bisherigen Erfahrungen ein wichtiger (wenn nicht sogar der wesentliche) Bestandteil eines Bohmschen Dialogs. Eben das man seinen eigenen Denkprozess in der Schwebe zu halten und zu verstehen oder zu ändern versucht – und dass in einem längeren Zeitraum von 1 – 2 Stunden. Sowohl die sich direkt aneinander anschließenden Beiträge anderer Dialogteilnehmer als auch deren einfache physische Anwesenheit ermöglichen es einem, diesen Prozess zu durchlaufen. Und genau diese Komponente ist im toolgestützten Dialog einfach nicht vorhanden.

Dabei denke ich, dass im Prinzip das Ziel eines Bohmschen Dialogs, nämlich das Erkennen des Gruppen-Denkprozesses und das Betrachten, Aufbauen und Betrachten des imaginären Gegenstands in der Mitte des Raumes, an sich auch durch einen toolgestützten Dialog zu erreichen ist. Dies allerdings scheint mir noch viel schwieriger zu sein als in einer nicht-virtuellen Dialoggruppe. Die Teilnehmer müssen  die oben beschriebenen Dialogfähigkeiten in einer abstrakteren Weise durchführen, wobei prinzipiell die gleichen Umgangsregeln gelten wie in beim nicht-virtuellen Dialog (Gedanken als Fragen anstatt als allgemeingültige Aussagen formulieren, Teilnehmer ausreden lassen, das Tempo des Denkens drosseln, aktives Zuhören und der Wille zu Verstehen, etc.). Einige Anforderungen sind relativ einfach umzusetzen (z.B. die Teilnehmer „ausschreiben zu lassen“), andere hingegen sind sehr schwer erlernbar – und zwar jene oben genannten, bei denen die Gruppendynamik wichtig ist. So muss sich das Schwebenlassen des eigenen Denkprozesses in der Art des Formulierens beim Schreiben wiederspiegeln (was man meiner Ansicht nach erlernen kann) und vor allem sollten sich die Äußerungen auf das Gemeinsame passieren. Bei meinen eigenen Einträgen habe ich gemerkt, dass es wirklich schwer ist, einfach den Lauf der Gedanken aufzuschreiben – zum einen, weil man zumeist viel schneller denkt als schreibt und zu anderen, weil ich beim Schreiben immer versucht bin, eine verständliche und halbwegs gelungene Formulierung zu finden und somit die Ergebnisse eher einer überdachten Analyse als einer Aufzeigung des zugrundliegenden Denkprozesses ähneln. Die zweite grundsätzliche Schwierigkeit besteht darin, dass die Teilnehmer das Aktive Zuhören ebenso abstrahieren müssen wie das Sagen im Dialog: Dabei fehlen der menschliche Kontakt und das wirkliche Hören der Stimme des Sprechers – also diejenigen Mittel der nonverbalen Kommunikation, die einem das Zuhören erleichtern (Augenkontakt, Körperhaltung, Stimmelage, etc.) Also muss man sehr genau lesen, um die wirkliche Intention des Schreibers zu verstehen – und dann auch noch in einer Art und Weise, in der man den hintergründigen Denkprozess zu finden versucht und nicht nur die sachlichen Inhalte des Beitrages. Aber ich denke, dass die Teilnehmer einer toolbasierten Bohmschen Dialogs diese Fähigkeiten ebenso erlernen können wie in einer nicht-virtuellen Gruppe: Es ist lediglich abstrakter und erfordert daher wahrscheinlich sehr viel mehr praktische Übung.

 

Der letzte Aspekt dieser Betrachtung des netzbasierten Bohmschen Dialogs ist die Frage nach den unterstützenden Möglichkeiten, die ein Dialogtool bieten sollte und die entsprechenden Nutzungsregeln, damit der Dialogprozess so einfach und effizient wie möglich gehalten werden kann. Das hier genutzte WikiWiki stellt natürlich kein Tool dar, welches extra für diesen Zweck konzipiert worden ist. Sehr störend war nach meiner eigenen Auffassung, dass sich bei mehreren Einträgen die Dialogseite schnell sehr aufblähte – so entsprechen ca. 4 Einträge einer DIN A4-Seite im Ausdruck. Wenn man nicht jeden Eintrag sofort gelesen hat, muss man sich erst sehr lange einlesen und verliert schnell den Überblick, wo was stand. Ein zweiter störender Aspekt ist, dass immer nur ein Teilnehmer gleichzeitig die Seite editieren kann – wenn man dann ca. 5 Minuten tippt und ein anderer versucht, auf die Seite zuzugreifen, kann es eventuell sogar zu Datenverlusten kommen. Was sind also die Anforderungen an eine Dialogsoftware? Grundlegend ist, dass es Multi-userfähig ist, damit die Teilnehmer gleichzeitig daran teilnehmen können. Weiterhin sollte eine geeignete Darstellung der Beiträge erfolgen, so dass man leicht etwas wiederfindet, in Zusammenhang bringen oder sich darauf beziehen kann. Neben diesen grundsätzlichen Anforderungen entstehen wahrscheinlich aus dem jeweiligen Nutzungsverhalten der Dialoggruppe heraus weitere Funktionalitäten, die den Dialogprozess entsprechend unterstützen können. Aber vielleicht lohnt sich die Entwicklung oder Anwendung eines Spezialtools auch gar nicht, weil der Dialogerfolg ohnehin maßgeblich durch das Nutzungsverhalten des Tools durch die Dialogteilnehmer beeinflusst wird. Außerdem ändern sich anscheinend auch während des Dialogs einige Nutzungsregeln – so wurden bei unserem Versuch z.B. Nummerierungen für die Einträge und eine visuelle Trennung derselben durch eine horizontale Linie eingeführt, was zuvor nicht abgesprochen war, sich aber sofort nach der ersten Einführung durch einen Teilnehmer als Standard übernommen wurde.

 

 


VI.  Wissensgemeinschaften / Learning Communities

Nach dem netzbasierten Dialogversuch auf der Seminarplattform (WikiWiki) bestand die nächste Aufgabe darin, den Umgang mit „My Learning Place“, einer anderen technischen Plattform für netzbasierte Wissenskommunikation, zu testen und deren Anwendungsmöglichkeiten zu evaluieren. Dazu folgt eine Analyse und Bewertung dieser Plattform in VI.1.1. Zur Vertiefung des Verständnisses der Bedeutung und der Prozesse von Wissensgemeinschaften sind die wesentlichen Aspekte eines entsprechenden Textes stichwortartig in VI.1.2. zusammengefasst.

VI.1.1.Analyse und Bewertung von My Learning Place (26.01.02)

Das internetbasierte Tool „My Learning Place“  entstand aus einer Initiative der Coporate Learning – Abteilung des UNDP (United Nations Development Programme). Ziel dieser Initiative war, eine weltweit zugängliche Plattform für Wissensgemeinschaften von Mitarbeitern des UNDP zu schaffen. Dabei existiert eine zentral verwaltete Plattform und jene, auf der wir gearbeitet haben: Diese stellt jedem registrierten User die Möglichkeit zur Verfügung, Wissensgemeinschaften zu gründen, Inhalte einzustellen und weitere Personen zur Partizipation (auch non-UNDP) einzuladen. Im Rahmen des Seminars diente dieses Tool als Anwendungsbeispiel einer Lösung für netzbasierte Wissensgemeinschaften. Unsere Aufgabe bestand darin, in My Learning Place ein solche Wissensgemeinschaft (darin als Topic bezeichnet) anzulegen. Der Fokus war dabei nicht auf den Inhalt dieses Topics gerichtet, sondern auf das Lernen des Umgangs mit einem derartigen Tool. Im Folgenden soll kurz die Funktionsweise so wie eine Bewertung des Tools hinsichtlich seines Anwendungsmöglichkeiten gegeben werden.

Das Erstellen eines neuen Topics ist generell nur für registrierte Nutzer von My Learning Place möglich: Um an einem Topic teilnehmen zu können, muss man immer explizit dazu eingeladen werden. Ein User kann in mehreren Wissensgemeinschaften vertreten sein – somit kann sich jeder Nutzer seine persönliche Arbeitsumgebung innerhalb von My Learning Place erstellen. Es gibt zwei Arten von Usern: Der Topic-Owner erstellt eine Wissensgemeinschaft und kann deren grundlegende Funktionalitäten bestimmen. Ein Topic-Participant wird zu diesem Topic nur eingeladen – er kann zwar alle Inhalte einsehen, aber nur einige Bereiche bearbeiten (die Bearbeitungsrechte kann der Topic-Owner im Bereich Settings des Topics konfigurieren). Ein Topic kann aus folgenden Bereichen bestehen, aus dem der Topic-Owner die seines Erachtens relevanten Auswählen kann: Info ist eine allgemeine Beschreibung des Topics und dient als Startseite, wenn ein User das Topic betritt. Den Inhalt dieses Bereichs kann nur der Topic-Owner erstellen. Liraries ist eine Dokumentensammlung für das Topic: Dabei können Dokumente (auch ein Dokument, welches aus mehreren Einzeldokumenten besteht) auf den Server geladen werden oder aber ein Verweis auf eine externe URL erstellt werden. Die Inhalte dieser Bibliothek können taxonomisch geordnet und von allen Topic-Participants editiert werden. Der Bereich Forum ist ein Message-Board, auf dem alle Topic-Participants Nachrichten einstellen können. Alle Nachrichten werden chronologisch geordnet und deren jeweilige Authentifizierung angezeigt (Lesestatus, Absender, Erstellungsdatum). Unter People sind alle Topic-Participants mit ihrem Namen und der Emailadresse aufgeführt, so dass Kontakte geknüpft werden können. Der Topic-Owner kann weiterhin einen Course anlegen: Darin kann mehrseitiges Dokument erstellt und je nach Aussagewunsch editiert werden. Diese Funktionalität kann für verschiedene Inhalte genutzt werden, wobei die Intention der Entwickler von My Learning Place wahrscheinlich einen Platz für Tutorials bezüglich des Topics geben wollten. Der letzte Bereich sind die oben schon erwähnten Settings, in denen der Nutzer seine individuelle Arbeitsumgebung konfigurieren kann. Die Editierung von Inhalten der genannten Bereiche sind geschieht über sogenannte Editierungsmasken, in denen der User über HTML-Formulare vordefinierte Konfigurationsoptionen auswählen und an entsprechenden Stellen eigene Kommentare, bzw. Dokumente einfügen kann.

Innerhalb der Gruppenarbeit mit der Erstellung des Topics „SechserGruppe“ haben wir folgende Erfahrungen mit My Learning Place gesammelt. Zunächst sei auf das Problem des Nutzungswissens von internetbasierten Applikationen verwiesen: Diejenigen Gruppenmitglieder, die über relativ wenig Erfahrung im Umgang mit derartigen Applikationen verfügten, waren dem Tool gegenüber eher abgeneigt, da sie den Anwendungszweck und die Möglichkeiten der Applikation nicht in befriedigendem Umfang zu erfassen vermochten. Dies ist meiner Meinung nach kein spezifisch Problem von My Learning Place, sondern resultiert aus der allgemeinen Abwehrhaltung gegenüber Technologien, die man selber nicht beherrscht („Technologiebarriere“): Ich denke, dass ein derartiges Verhalten völlig natürlich ist und im Hinblick auf die Verbreitung und Nutzung von internetbasierten Applikationen ist dieser Aspekt sehr wichtig (da heute viele Nutzer mit der Technologie noch nicht vertraut sind) – somit sei dieses nur am Rande angemerkt. Meiner Ansicht nach stellt My Learning Place eine Anwendung dar, die mittels der grundlegenden datenverarbeitungstechnischen Möglichkeiten von Internetapplikationen den Aufbau und die Durchführung von Wissensgemeinschaften ermöglicht (für registrierte Nutzer von überall zugänglich, uploaden von Dokumenten, Editierung vordefinierter Inhaltsbereiche mittels Webservices). Die interessante Frage ist nun, ob und inwiefern dadurch ein Nutzermehrwert für netzbasierte Wissenskommunikation entsteht. Nach einem ersten Durchgang durch die Bereiche und deren Editierungsmöglichkeiten sind wir zu folgenden Feststellungen gekommen, welche ich um einige meiner eigenen Eindrücke ergänzen möchte. Dabei stehen diese Erkenntnisse vor dem Hintergrund des Vergleichs mit dem WikiWiki-Tool, welches nach eigener Zeit im Seminar als Arbeitsmittel sehr gut akzeptiert wurde. Als erster Unterschied fiel die statische Darstellung in My Learning Place im Gegensatz zum WikiWiki auf: Man kann nur die Inhalte der oben genannten Bereiche editieren; im Gegensatz dazu kann man die Taxonomie und die Bedeutung einzelner Seiten des WikiWiki jeweils den Bedürfnissen und auch der Entwicklung neuer Schwerpunkte in der Wissensgemeinschaft anpassen (wie z.B. die Seite „WebLog“ als Online-Dialog-Forum). Dies ist meiner Meinung ein wesentlicher Unterschied in der Nutzungsintention der Tools durch die Entwickler: während My Learning Place als Bibliotheks- und Austauschplattform für längerfristige und größere Wissensgemeinschaftsprojekte dienen soll, ist das WikiWiki-Tool eher als Brainstorming- oder Innovationsplattform geeignet. Dieser Unterschied wird bekräftigt durch weitere Unterschiede, die in unserer Gruppe während der Beschäftigung mit My Learning Place aufgetreten sind. Die Darstellung der Inhalte und die verwandten datenverarbeitungstechnischen Funktionalitäten sind in My Learning Place sehr viel ausgereifter als im WikiWiki (automatische Verlinkung und Authentifizierung, inkludierter Upload von Dokumenten, etc.): dadurch wird einem neuen Topic-Participant ermöglicht, sich sehr viel schneller in der Wissensgemeinschaft einzufinden; im WikiWiki ist dagegen die Kenntnis der Struktur und der Inhalte wichtig, die sich in der Wissensgemeinschaft etabliert haben, so dass die Orientierung für einen Neuling als schwerer darstellt. Im WikiWiki kann ein Nutzer anonym bleiben – in My Learning Place wird hinter jeden Eintrag der Nutzer sowie der Editierungszeitpunkt gegeben; Außerdem kann man im WikiWiki die Einträge anderer Teilnehmer bearbeitet oder direkt an die entsprechende Stellen Ergänzungen einfügen. Diese Aspekte verdeutlichen, dass in einer Wissensgemeinschaft im WikiWiki eine andere Art der Kommunikationskultur gefördert wird als unter My Learning Place: durch die implizite Authentifizierung sind die Äußerungen von Topic-Participants im My Learning Place sehr personenbezogen, während im WikiWiki mehr die gemeinschaftliche Erarbeitung des Themengebietes in den Vordergrund tritt. Insofern kann man als abschließende Bemerkung zusammenfassen, dass mit dem WikiWiki ein Tool zur Verfügung steht, welches eher zur Unterstützung eines netzbasierten Dialog im Sinne Bohms geeignet erscheint und mit My Learning Place eine Plattform für verteilte, längerfristige oder professioneller Wissensgemeinschaften existiert.


VI.1.2.Wissensgemeinschaften – Textzusammenfassung, vgl. North (27.01.02)

·       Wissen ist nicht mit trivialen Mitteln wie intelligentem Informationsmanagement zu erfassen.

·       Hier: Vorstellung von Voraussetzungen, Entstehung und Erhaltung von Wissensgemeinschaften als Kern eines vitalen Wissensmanagements, in dem Wissen frei und ungehindert fließen kann.

·       Beweggründe für Wissensaustausch:

o      Ähnliche Fragestellungen räumlich/zeitlich getrennt

=> Wissen soll verteilt zugreifbar und nutzbar sein

o      Wissensintransparenz (Unkenntnis über vorhandene Wissensressourcen in einer Organisation):

=> Wissensaustausch zwischen Wissensträgern und Wissensbedürftigen soll ermöglicht werden

o       Erfahrungssynergien:

=> implizite Erkenntnisse können besser durch einen persönlichen, dialogischen Austausch entdeckt und weitergegeben werden

o      Grundbedürfnis nach Wissensteilung / Kreativität / Gemeinschaft:

=> Lernen (= Wissensaustausch) als Grundbedürfnis des Menschen soll ermöglicht werden

=> wird ermöglicht durch Wissensgemeinschaften

·       Definition: „Wissensgemeinschaften sind über einen längeren Zeitraum bestehende Personengruppen, die Interesse an einem gemeinsamen Thema haben und Wissen gemeinsam aufbauen und austauschen wollen. Die Teilnahme ist freiwillig und persönlich. Wissensgemeinschaften sind um spezifische Inhalte (... Bsp: Technologien, Methodologien, Produkte, etc. ...) gruppiert“.

·       Funktionen von Wissensgemeinschaften:

o      Knoten für Austausch & anwendungsorientierte Interpretation von Infos (gemeinsame Nutzung von Informationen als Anwendungswissen)

o      Wissen wird am Leben erhalten (vor allem Implizites im Gegensatz zu Datenbanken) => lernende Neulinge relativ gut einführbar in das Inhaltsgebiet

o      Weiterentwicklung von Kompetenzen und deren Verbreitung (sehr flexibel, da unbürokratisch)

o      Stiften längerfristige Identifikationsmöglichkeit für Mitglieder

·       Vergleich Wissensgemeinschaften <-> andere Konzepte (bzgl. Wissenskommunikationstheorien):

o      hier beschriebene Wissensgemeinschaften == CoP (Community of Practice).

o      Annahmen CoP-Forschung (situatives / soziales Lernen):

§      3 Dimensionen einer CoP:

1.     gemeinsamer Inhalt

2.     informelle, entwicklungsorientierte Sozialgemeinschaft der Mitgliedern

3.     geteilte Wissensbasis

§      CoP von außen nicht steuerbar => nur Entstehungsumgebung erstellbar

o      CoP-Definition zu breit => hier: geteilte Wissensbasis (3.) entsteht erst mit der Zeit

=> Wissensgemeinschaften = Personengruppe, die gemeinsam lernen und Wissens entwickeln wollen (als praxisorientiertes Verständnis)

·       Probleme existierender Wissensgemeinschaften (da in Realität meistens nur unbefriedigende Effizienz)

o      Verständnis des Wissensbegriffs (Arten):

(1)     technokratisch: Wissen kann behandelt werden wie Computerdaten => nicht tauglich

(2)     expertenbezogen: Wissen ist in einem Experten => Wissen ist holistisch

(3)     wissensökologisch: Wissen (implizit & explizit) entsteht aus menschl. Interaktion

=> Kommunikation muss gefördert werden

o      Gruppen- / Personeninteraktion

§      Unterschiedliche Partizipationsmotivation der Mitglieder

§      Fehlende Fähigkeit, gemeinsam zu lernen

§      emotionale Intelligenz bzgl. des Gruppenverhaltens einzelner Mitglieder

o      Konflikt Wissensgemeinschaft <-> zugehörige Gesamtorganisation

§      Legitimation: Gedankenfreiheit vs. Erfolgsdruck

§      Instrumentalisierungsgefahr der Wissensgemeinschaft durch die Gesamtorganisation

§      Bereitstellung von Ressourcen im Austausch gegen Ergebnisse

·       Idealbild einer Wissensgemeinschaft

o      Gemeinschaft von Leuten mit folgender Intention: Thema durchdringen, sich dem Thema ganz öffnen (keine wirtschaftliche Konkurrenz), alle sind Schüler & Lehrer gleichzeitig, wahre Meinung einbringen, Zeit & Geduld, Fehler offen behandeln, Zusammenhalt, gegenseitiges Verständnis

=> realistisch nicht umsetzbar => nur Rahmenbedingungen:

1)    Gelebte Werte (Vertrauen, Offenheit, Eigenverantwortung, Meta-Organisation-Orientiert)

2)    Balance zwischen kurz-, mittel-, und langfristigen Zielen

3)    Anreize um Teilen von Wissen (nicht opportunistisch, sondern entwicklungsorientiert)

4)    Balance zwischen Umsetzung und Experiment („verständnisvolle Anbindung“)

·       Gestaltungsdimensionen von Wissensgemeinschaften

(1)     Personen: förderliche Kontexte erschaffen (vor allem personenbezogene) zur Motivation der Teilnahme, „Zugehörigkeit“  sollte autonom bleiben, soziale Zusammenstellung beachten (Expertiseniveau & Wissensdiversität)

(2)     Interaktion: gekennzeichnet durch Intensität (Häufigkeit und Dauer der Treffen), Kommunikationsform (bzgl. Qualität, persönliches Kennen vorteilhaft, abhängig vom Inhalt), Atmosphäre (Vertrauen, Gleichberechtigung), Identität (gemeinsame Symbole / Werte)

(3)     Wissenstransformation: Darstellung der Ergebnisse / geschaffenen Wissens für Außenstehende (Entstehungsprozess, Erkenntnisse, Anwendbarkeit)

(4)     Organisatorische Verankerung: Formalisierungsgrad (unerkannt -> informell sichtbar -> legitimiert -> strategisch -> transformierend), Be- /Abgrenzung (bzgl. organisatorischer Zugehörigkeit, personelle / inhaltliche Trennung), Zeithorizont (zeitl. Ziel- & Arbeitshorizont)

·       Der vorgestellte Ansatz von Wissensgemeinschaften soll eine Anregung darstellen, um die Effizienz und Effektivität existierender Wissensgemeinschaften zu analysieren. Dabei sollen systemische Fehler detektiert werden und Einstellungen / Verhalten bzgl. der Erstellung einer Wissensgemeinschaft nach dem Idealbild verändert werden können. Somit kann die Prozessstruktur und der Einsatz von computergestützten Lösungen optimiert werden (Ratschlag: Hilfe von externen Experten annehmen).

VII. My Learning Place – Aufbau von Communities

Im Zusammenhang mit der Erstellung von Topics auf der Internet-Plattform „My Learning Place“ kam Gunnar Bruckner (Chief Learning Officer des UNDP) als Gast in das Seminar: Die Erkenntnisse aus diesem Besuch sind in VII.1.1. zusammengefasst. Weiterhin bestand die Aufgabe darin, die existenten Topics auf „My Learning Place“ auszubauen – eine Beschreibung unseres Topics findet sich in VII.1.2.

VII.1.1.Corporate Learning bei UNDP (04.02.2002)

In seiner Funktion als CLO berichtete Gunnar Bruckner über seine Intention, das UNDP in eine effiziente „lernende Organisation“ zu verwandeln. Sein Aufgabengebiet umfasst dabei alle diesbezüglichen organisatorischen Aktivitäten: Die UN und somit auch das UNDP ist eine internationale Organisation mit einem weltweiten Aktionsfeld, in der vor allem eine für jeden Kulturraum spezifische Repräsentationsaufgabe der UN als Welthilfsorganisation entsteht. In der Darstellung von Herrn Bruckner kommt dabei dem Coporate Learning eine besondere Aufgabe zu, da sich die Mitarbeiter einerseits auf ihren jeweiligen Kulturraum konzentrieren und andererseits einer organisationsweiten „Handlungs- und Wertekultur“ repräsentieren sollen. Weiterhin ist die inhaltliche Fortbildung ein wesentlicher Bestandteil dieser Organisationskultur: Denn jeder Mitarbeiter muss über die grundlegenden Kenntnisse weltpolitischen Geschehens Bescheid wissen und sich je nach Anforderungen die entsprechenden Kenntnisse aneignen. Daher ist es das Ziel des Corporate Learning, diese „Wissenskultur“ mit einer entsprechenden Infrastruktur zu unterstützen: Dazu gehören lokale Learning Manager in den Niederlassungen, kontinuierlicher Wissensaustausch auf Konferenzen und internetbasierte Werkzeuge, um Wissensgemeinschaften (s.o.) zu unterstützen. Dabei gibt es eine zentrale editierte Anwendung (El Tree) und die in Seminar genutzte Plattform „My Learning Place“: Diese ist für die selbstständige Bildung von Wissensgemeinschaften durch Mitarbeiter und Externe ohne Controlling gedacht.

VII.1.2.Ausbau der Topics auf „My Learning Place“ (04.02.2002)

Zum Zeitpunkt der Seminarsitzung existierten auf der Plattform fünf Topics: 'Netzbasierte Wissenskommunikation' als Ausgangsbasis, 'Sprachverfall?', 'WTC-Theorien', 'Surfing the Internet' und 'SechserGruppe'. Sie beinhalten jeweils Beschreibungen und eine entsprechende Linksammlung; an dieser Stelle soll allerdings lediglich auf das Topic 'SechserGruppe' (gleichzeitig Name unserer Arbeitsgruppe) eingegangen werden. Die erste Version des Topics enthielt noch keine wirklichen Inhalte – vielmehr diente es nur als „Spielwiese“ zum Erlernen der technischen Möglichkeiten der Plattform. Die Idee zum Ausbau des Topics besteht darin, eine Plattform für die Ergebnisse unserer Gruppenarbeit zu erstellen, worauf jeder seine eigenen Arbeitsergebnisse sowie natürlich auch weiterführende Themen niederlegen kann. Derzeit befindet sich – wie die anderen Topics auch – dies noch in der Entstehungsphase: Da die Wissensgemeinschaften (inklusive des WikiWiki) auch nach dem Seminar jedoch weitergeführt werden sollen, sind hier noch einige Entwicklungen in Aussicht.


VIII. Zusammenfassung

Mein persönlicher Eindruck in den Seminarsitzungen, in den Treffen mit der Arbeits-gruppe sowie während der eigenständigen Beschäftigung mit der Thematik ist, dass es sich um ein sehr komplexes Gebiet handelt, in welches viele sehr unterschiedliche Aspekte einfließen. Bei jedem behandelten Thema hatte ich immer den Eindruck, man müsste sich eigentlich viel länger und ausführlicher mit der Fragestellung beschäftigen, als dies im Rahmen des Seminars möglich war: Beispielsweise bei der Erfassung des Wissensbegriffs stellten wir in der Arbeitsgruppe fest, dass wir mit unserer Auffassung nur einen sehr kleinen Ausschnitt von „Wissen“ erfasst haben. Auch in der grundlegenden Kommunikationsanalyse hatte ich den Eindruck, dass wir im Seminar lediglich eine grundlegende Erfassung der Problemstellung guter Kommunikations-prozesse erstellt haben, aber noch weit entfernt von einem umfassenden theoretischen Konstrukt des Sachverhalts waren. Doch diese Komplexität und sehr schwierige theoretische Erfassung liegt meiner Ansicht nach in der Natur des Gegenstandes: Jeder Mensch hat eine implizite Vorstellung davon, was Wissen, was Kommunikation ist und wann sie gut oder schlecht ist. Eine valide und reliable theoretische Erfassung ist aber deshalb so schwer (vielleicht auch unmöglich), da die Güte einer Wissenskommunikation in starkem Maße situativ bedingt ist: Sowohl das Sachthema als auch die „persönliche Chemie“ der Interaktionspartner und die Kommunikationssituation an sich determinieren den Kommunikationserfolg in solch hohem Maße und mit so situativ unterschiedlichen Interferenzen, dass eine umfassende Theorie zur Beschreibung aller möglichen Situation mir als unmöglich erscheint – es ist mir auch keine derartige bekannt. Ich denke, dass eine sinnvolle Beschäftigung mit der Thematik nur so aussehen kann, dass man versucht, die verschiedenen Einflussfaktoren, deren Wesen und Bedeutung innerhalb eines Kommunikationsaktes zu erfassen: Diese Kenntnisse können dann als Grundlage dafür dienen, eine Kommunikationssituation zu verstehen und eventuell die Ursachen für eine misslungene Kommunikation zu bestimmen. Dieses „Verstehen-Können“ von Kommunikation ist allerdings nicht alleine durch die Kenntnis theoretischer Konstrukte der Einflussfaktoren möglich, sondern bedarf praktischer Erfahrung, um die relevanten Aspekte eines Kommunikationsaktes überhaupt wahrnehmen zu können. Ich denke, dass dies vielleicht auch ein Beweggrund für den Themen- oder Schwerpunktwechsel innerhalb des Seminars war: Mit der Übung zum Bohmschen Dialog und der Erstellung von Wissensgemeinschaften war das Haupt-interesse nicht mehr, die theoretischen Grundlagen der Einflussfaktoren von Wissens-kommunikation zu erfassen, sondern eben den praktischen Umgang des „Verstehens“ von Kommunikationsprozessen zu üben. Auch in diesem Teil des Seminars hatte ich das Gefühl, dass wir alle erst am Anfang des Lernprozesses stehen und dass ein wirkliches Beherrschen der Technik (oder Kunst) des „Verstehens von Kommunikation“ einer kontinuierlichen und langfristigen Übung bedarf.

Insgesamt hat mir das Seminar aufgezeigt, wie komplex und mannigfaltig das Thema Wissenskommunikation ist und dass es – neben der Schwierigkeit des „praktischen Verstehens von Kommunikation“ – sehr viele neue theoretische Entwicklungen auf diesem Gebiet gibt. Dabei sind meiner Meinung nach diese theoretischen Erkenntnisse zwar lehrreich und in ihren spezifischen theoretischen Umfeldern auch gehaltvoll: Aber sie stehen (mehr oder weniger) abgeschottet und nur für sich dar. Und deshalb denke ich, dass es die Aufgabe der Kommunikationswissenschaft (und der angrenzenden Disziplinen) ist, eine ingenieursartige Methodik zu entwickeln, in der die theoretischen Erkenntnisse über die Einflussfaktoren von Kommunikation in einer umfassenden Art und Weise zusammengebracht werden können, so dass eine grundlegende Verfahrens-weise zum Verstehen von Kommunikation und dem Erlernen dieses Verstehens entsteht.


Literaturverzeichnis

Cole

 

Cole, Kris: Kommunikation klipp und klar. Besser verstehen und verstanden werden. 3. Aufl. Weinheim und Basel, Beltz, 2001.

Geiser

 

Geiser, Christiane: David Bohm, Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen, Klett-Cotta 1999 (Buchbesprechung)

unter: www.gfk-institut.ch/Texte/bohm.html (19.11.2001)

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Geiser, Christiane: Der Dialog nach David Bohm. Eine Einführung. Vortrag im interdisziplinären Studiengang „Wissenschaft und Weisheit“, Universität Zürich, März 2000.

Geiser3

 

Geiser, Christiane: Bericht über ein Experiment: Dialoggruppen. Focusing Netzwerk, August 2000 (Newsgroup).

unter: www.fokusing-netzwerk.de/archives18290/messages/7.htm (09.12.2002)

Noelle-Neumann

 

Noelle-Neumann, Elisabeth; Schulz, Winfried; Wilke, Jürgen: Fischer-Lexikon Publizistik / Massenkommunikation. 5. Aufl. Frankfurt a.M., Fischer Taschenbuch Verlag 1999

Nonaka/Takeuchi

 

Nonaka, Ikujiro; Takeuchi, Hirotaka: Die Organisation des Wissens. Wie japanische Unternehmen eine brachliegende Ressource nutzbar machen. Frankfurt a.M., Campus Verlag 1997.

North

 

K. North, K. Romhardt, G. Probst: Wissensgemeinschaften. Keimzellen lebendigen Wissensmanagements (Vorabdruck eines Artikel in io-Management, Juni 2000)

SOI

 

Symphony Orchestra Institue: Good Pratice! Dialogue. (Buchbesprechung)

unter: www.soi.org/goodpractice/dialogue.htm (19.11.2001)

Zohar

 

Dialog – ein Quantensprung im Kopf. Ein Interview mit Danah Zohar. PÄD EXTRA, Heft 11/12 1995.